75 Jahre "mit brennender Sorge"

Es war schon ein  Coup, als vor 75 Jahren die Enzykla "Mit brennender Sorge" vom Vatikan über die Alpen nach Deutschland geschmuggelt wurde und dort in aller Heimlichkeit, aus Angst vor Entdeckung, vervielfältigt und an die Priester verteilt wurde, die sie am 21. März 1937 zeitgleicht in allen Kirchen des Landes verlasen. Darin brandmarkten Papst Pius XI und die Kardinäle Faulhaber und Pacelli die Wortbrüchigkeit des Deutschen Regimes zu jener Zeit und die Zustände in der nationalsozialistischen Diktatur.  
Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt. [...]
Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer, in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen.
Die Bischöfe der Kirche Christi, aufgestellt „für das, was sich auf Gott bezieht", müssen darüber wachen, daß solche verderblichen Irrtümer, denen noch verderblichere Praktiken auf dem Fuße zu folgen pflegen, innerhalb der Gläubigen nicht Boden fassen. Ihre heilige Amtspflicht ist es, soviel an ihnen liegt, alles zu tun, damit die Gebote Gottes als verpflichtende Grundlage des sittlich geordneten privaten und öffentlichen Lebens beachtet und befolgt werden; daß die Majestätsrechte Gottes, der Name und das Wort Gottes nicht verunehrt werden; daß die Gotteslästerungen – in Wort und Schrift und Bild, zeitweise zahlreich wie der Sand am Meere – zum Schweigen gebracht werden; daß dem trotzenden Prometheusgeist der Gottesverneiner, Gottesverächter und Gotteshasser gegenüber das Sühnegebet der Gläubigen nie erlahme, das wie Rauchwerk Stunde um Stunde zum Allerhöchsten emporsteigt und Seine strafende Hand aufhält.[...]
Er, der Herz und Nieren durchforscht, ist Unser Zeuge, daß Wir keinen innigeren Wunsch haben als die Wiederherstellung eines wahren Friedens zwischen Kirche und Staat in Deutschland. Wenn aber – ohne unsere Schuld – der Friede nicht sein soll, dann wird die Kirche Gottes ihre Rechte und Freiheiten verteidigen im Namen des Allmächtigen, dessen Arm auch heute nicht verkürzt ist. Im Vertrauen auf Ihn „hören wir nicht auf zu beten und zu rufen“ für euch, die Kinder der Kirche, daß die Tage der Trübsal abgekürzt und ihr treu erfunden werdet am Tage der Prüfung; und auch für die Verfolger und Bedränger: der Vater alles Lichtes und aller Erbarmung möge ihnen eine Damaskusstunde der Erkenntnis schenken, für sich und alle die vielen, die mit ihnen geirrt haben und irren.

Wenn dies nicht die Sorge des damaligen Heiligen Vaters und aller seiner Nachfolger für die Christgläubigen in Deutschland ausdrückt, dann weiß ich auch nicht mehr. Heute kann man diesen Text beinahe wieder anwenden, nicht nur in Deutschland, sondern in mehreren westlichen Industrienationen, wenn man sich manche Entwicklungen so ansieht.

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