Mission? Possible!
oder: Mission ist, wenn man auch drüber redet
Vorletzten Monat fand in der Gemeinde meines Herzens ein Missionskurs statt. Ich habe daran teilgenommen, gerade auch weil über das Wort „Mission“ mehr Meinungen als Menschen existieren und da wollte ich mich einmal vernetzen und auch mein Wissen (oder das, was ich meine so zu dem Thema zu wissen) abzugleichen und zu vergewissern.
Auf den ersten Blick scheint es nämlich, als ob der Begriff „Mission“ für alle Zeiten verbrannt ist, gerade auch im christlichen Kontext. Allzu groß scheint die Schuld zu sein, die Menschen vergangener Jahrhunderte auf sich geladen haben. Da werden dann auch keine Unterschiede gemacht zwischen den politischen Kolonialisierungen und den Bemühungen von Ordensleuten und Missionaren, den christlichen Glauben in ferne Länder zu tragen – „bis an die Enden der Erde“, wie Jesus uns im Evangelium aufträgt.
Dabei hat der Mensch als Vertreter der Gattung homo sapiens seit jeher eine in sich wohnende Sehnsucht nach mehr. Das zeigt sich insbesondere, wenn alle Grundbedürfnisse der Maslowschen Bedürfnispyramide erfüllt sind, wie es heutzutage in den meisten Industrienationen der Fall ist. Die großen metaphysischen Fragen „wo kommen wir her?“, „wo gehen wir hin?“, „warum gibt es das Leid?“ oder „was kommt nach dem Tod?“ sprechen von dieser menschlichen Sehnsucht nach mehr, nach oben. Wir Christen glauben, dass Gott diese Sehnsucht in die Herzen der Menschen hineingelegt hat, quasi als Wegweiser für die Menschen, dass sie zu Ihm zurückfinden können. Dabei ist es jedem Menschen freigestellt, die Antwort auf diese Fragen an allen Orten zu suchen, die ihm einfallen und die er für richtig hält. Nur wenn einer die Antwort auf all diese Fragen in einer Beziehung zu Gott und insbesondere Jesus Christus gefunden hat, ist es auch eine Frage der Nächstenliebe, diesen Fund mit so vielen Menschen zu teilen wie möglich und sie einzuladen, die Erfahrung der Nähe und Liebe Gottes ebenfalls zu machen.
Nichts anderes ist mit dem Begriff „Mission“ gemeint.
Es geht vor allem darum, Menschen Situationen zu ermöglichen, in denen sie mit Jesus Christus in Berührung kommen können. Dabei geht es auch darum, die Fragen, die jemand zu Glaube und Kirchen hat, ehrlich, authentisch und kenntnisreich zu beantworten. Gleichzeitig ist es wichtig in solchen Gesprächen, die Freiheit und die individuellen Grenzen des Gegenübers zu achten, mehr anzubieten als überzustülpen.
Soweit die Theorie.
In der Praxis des Missionskurses wurden wir Teilnehmer eingeladen, uns Möglichkeiten zu überlegen, wie und wo wir Situationen schaffen können, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen über Fragen des Lebens und Glaubens. Dies kann vor Ort geschehen, entweder durch Gesprächsabende in Kneipen oder gemeinsamen Abendessen bis hin zu Einladungen von Passanten zu Gebetsabenden wie Nightfever oder Open Church.
Aber auch das Internet ist ein Raum, in dem sich Menschen heute aufhalten und insofern ein Ort, an dem viel mehr von Gott gesprochen werden kann (und sollte) als es geschieht. Besonders im deutschsprachigen Bereich. Mit diesem Blog und dem dazugehörigen Youtube-Kanal versuche ich meine Nische auf dem digitalen Areopag zu besetzen. Oder anders gesagt: Bloggen ist auch Mission!
Wie passend ist es da, dass sich just in diesen Tagen in Rom neben tausenden Jugendlichen auch katholische Content Creator versammeln, um ihr Jubiläum des Heiligen Jahres zu feiern. Papst Leo erinnert uns, die wir auf den digitalen Straßen unterwegs sind, an Folgendes:
„Heute leben wir in einer Kultur, in der die digitale Dimension fast alles durchdringt, in der insbesondere die Entstehung der künstlichen Intelligenz eine neue Epoche im Leben der Menschen und der gesamten Gesellschaft markiert. Dies ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, indem wir über die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses nachdenken, über unsere Fähigkeit zuzuhören und zu sprechen, zu verstehen und verstanden zu werden. Wir haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein zeitgemäßes Denken und eine zeitgemäße Sprache zu entwickeln, die der Liebe eine Stimme geben. Es geht nicht einfach darum, Inhalte zu produzieren, sondern Herzen einander begegnen zu lassen. Dies bedeutet, diejenigen zu suchen, die leiden, diejenigen, die den Herrn kennenlernen müssen, damit sie ihre Wunden heilen lassen, wieder aufstehen und einen Sinn finden können. Dabei müssen wir vor allem bei unserer eigenen Armut ansetzen, alle Masken fallen lassen und uns selbst als bedürftig nach dem Evangelium erkennen. Und das müssen wir gemeinsam tun.“
Und wenn Papst Leo zum Abschluss seiner Rede mahnt:
„seid also Akteure der Gemeinschaft, fähig, die Logik der Spaltung und Polarisierung, des Individualismus und Egozentrismus zu durchbrechen. Seid auf Christus ausgerichtet, um die Logik der Welt, der Fake News, der Leichtsinnigkeit mittels der Schönheit und des Lichts der Wahrheit zu überwinden (vgl. Joh 8,31-32)“,
dann fordert er gerade dazu auf, nicht alles nur aus einem politischen Blickwinkel zu sehen, wie es ein fernsehbekannter Dominikaner kürzlich tat.
Ich schließe meine Ausführungen zur Mission mit dem Aufruf von Papst Leo schließen, der besser passt als andere:
„Geht und richtet die Netze“. Jesus berief seine ersten Apostel, als sie gerade dabei waren, ihre Fischernetze zu richten (vgl. Mt 4,21-22). Das verlangt er auch von uns, ja, er fordert uns heute auf, andere Netze zu knüpfen: Netze der Beziehungen, Netze der Liebe, Netze des selbstlosen Teilens, in denen echte und tiefe Freundschaft ist.“
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