Solidarität statt Selbsttötung

Ich bin ja kein Freund von Katastrophenmeldungen und permanenter Schwarzmalerei, weil ich fest glaube, dass Gott von seiner Warte aus den größeren Überblick und letztendlich die Zügel fest in der Hand hat. Aber Er hat eben auch großen Respekt vor unserer Freiheit und wir Menschen schaffen es schon noch, diese soweit auszunutzen, dass wir uns selbst ausrotten. Warum diese Dringlichkeit?

Am 29.11.2012 wird die erste Lesung eines Gesetzentwurfes stattfinden, welcher der aktiven Sterbehilfe in Deutschland durch die Hintertür Einlass gewährt.

Der neue §217 StGB soll wie folgt lauten:
>> § 217 Gewerbsmäßige Förderung der Selbsttötung
(1) Wer absichtlich und gewerbsmäßig einem anderen die Gelegenheit zur Selbsttötung gewährt, verschafft oder vermittelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ein nicht gewerbsmäßig handelnder Teilnehmer ist straffrei, wenn der in Absatz 1 genannte andere sein Angehöriger oder eine andere ihm nahe stehende Person ist.<<

Absatz 1 klingt hier zunächst nach guter Absicht, doch das Wort 'gewerbsmäßig' bedeutet nur, dass es verboten sein wird, mit dem Angebot zur aktiven Sterbehilfe Geld zu verdienen. Somit ist der aktiven Sterbehilfe an sich (also der Verabreichung eines tödlichen Medikamentencocktails an Schwerkranke) faktisch die Tür geöffnet, bietet doch das deutsche Vereinigungsrecht vielgestaltige Möglichkeiten zur Bildung sog. 'gemeinnütziger', d.h. 'nicht gewerbsmäßiger' Organisationen.

In einer Sendung der Reihe 'Credo' bei Radio Horeb sprach P. Dr. Ulrich Lindl CP, Mediziner und Priester, am Donnerstag (15.11.2012) darüber, dass der Ruf nach aktiver Sterbehilfe der menschlichen Angst vor Kontrollverlust und Schmerzen entspringe. Dieser verständlichen Angst kann man bereits heute wirksam begegnen, wenn man die vorhandenen Mittel der Palliativmedizin vollständig ausschöpft und die Patienten auch seelsorglich gut begleitet. Die Sendung ist über den CD-Dienst von Radio Horeb als Mitschnitt zu bestellen oder kann als Podcast heruntergeladen werden.

Die Initiative "Solidarität statt Selbsttötung - für einen besseren § 217" möchte das Bewusstsein der Menschen in Deutschland dafür wecken, dass jeder Mensch ein Recht auf Leben hat, was den Beginn (im Mutterleib) und den natürlichen Tod mit einschließt.

Die Verfasser des Grundgesetzes, also die Vorväter der Bundesrepublik als freiheitliches, demokratisches Land, würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen könnten, wie die Grundsätze, auf denen sie dieses Land neu erbauen wollten, mit Füßen getreten werden.
>>Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.<< Art. 1 Abs. 1 GG
Auch wenn jetzt einige mit dem Recht auf Selbstbestimmung argumentieren werden, selbst bestimmen kann nur, wer lebt und diese eigene Entscheidung auch in Freiheit treffen kann. Mit der faktischen Gestattung der 'Beihilfe zum Suizid' besteht jedoch die Gefahr, dass psychologischer Druck zum Suizid in einem Maße aufgebaut wird, dass sich Menschen in schwierigen Lebenssituation dem nicht entziehen können. Das wäre allerdings das Ende der freien Entscheidung und letztlich der Selbstbestimmung! Geben wir doch jedem Menschen eine Chance auf das Leben und hören wir auf, unsere eigenen Maßstäbe an das Leben anderer anzulegen!

Kommentare

  1. Danke für diesen blog und die Aufklärungsarbeit!

    Wer den Roman "Herr der Welt" von ?? kennt oder "schöne neue welt" kann sich nur noch grausen!

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  2. Man muß denke ich unterscheiden zwischen dem Menschen, der schwer krank irgendwann sagt "ich breche die Therapie ab", auch wenn das seinen Tod bedeutet. Das ist in der Tat eine Frage der Selbstbestimmung.

    Anders ist es, wenn Menschen in dieser Situation aus Angst oder dem Gefühl, "lästig" zu fallen, nicht mehr "nütze" zu sein, zu "viel"§" zu kosten oder was auch immer das Gefühl haben, sich töten zu müssen.
    Oder wenn gar diese Entscheidung stellvertretend gefällt wird. Das ist dann nicht mal mehr eine Frage der Selbstbestimmung, da greift das Argument schlicht nicht und ist am Problem vorbei.


    Das Thema geht mir sehr nahe, meine Oma starb als ich 10 war an Krebs, zu Haus ein ihrem Bett, mit ihrem Ehemann neben sich.
    Einmal hat ihre Pflegerin beim Medikamentesortieren vergessen (absichtlich oder nicht... man weiß es nicht), die fast volel Flasche mit den Morphiumtropfen sicher wegzuschließen. Meine Oma hat die Tropfen nicht genommen, obwohl sie die ganze Nacht in Reichweite der einzigen Hand stand, die sie noch bewegen konnte.

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    1. Liebe Cassandra, danke für Ihre zahlreichen Wortmeldungen, die jede einzelne ein Zeugnis sind und eine echte Bereicherung für dieses Blog!

      >>Man muß denke ich unterscheiden zwischen dem Menschen, der schwer krank irgendwann sagt "ich breche die Therapie ab", auch wenn das seinen Tod bedeutet.<<
      Natürlich ist dies eine selbstgetroffene Entscheidung, doch liegt auch hier die letzte Entscheidung über den Todeszeitpunkt bei Gott als dem Herr über Leben und Tod. Es soll durchaus Fälle geben, wo solche Menschen noch eine ganze Zeit lang leben, und sowohl sie als auch die Angehörigen darüber sehr glücklich waren.

      Ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, was für ein gesellschaftliches Signal ein solches Gesetz geben würde. Es würde tatsächlich den psychologischen Druck in eine bestimmte Richtung ("warum bist du denn immer noch da?") nur noch verstärken.

      Übrigens ist mein Vater innerhalb 48h gestorben, nachdem ihm die Ärzte gesagt hatten, dass sie nicht mehr weiter wüssten und ihn als Palliativpatienten einstuften. Ich bin geneigt zu glauben, dass dies eine unterbewusste Entscheidung (oder Frage an den Allerhöchsten) von ihm war.

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  3. Ich bin einmal beinahe gestorben aufgrund eines schweren Blutverlustes bei der Geburt des Großen Tigers. Ich habe Blutkonserven bekommen, aber es war trotzdem knapp. In der Situation konnte ich sagen "ich komme, Jesus" und wäre in Frieden gestorben.
    Als Gesellschaft neigen wir dazu, die Endlichkeit irdischen Lebens nicht wahrhaben zu wollen und Leid noch viel weniger. Viele verstehen nicht, wie ich nach dieser ziemlich schrecklich klingenden Erfahrung es nochmal "wagen" kann.

    Im Fall meiner Großmutter wollte sie keine weiteren Operationen oder Bestrahlungen. Der Krebs war spät entdeckt worden und hatte bereits angefangen, Metastasen zu bilden. Da führte eine Krankheit zum Tod, man hätte behandeln können, aber sie wollte nicht.
    Viel gefährlicher als einen individuellen Weg mit der Krankheit zu finden ist es, diese Entscheidung durch Ärzte aufgrund von Wahrscheinlichkeiten oder gar wirtschaftlichen Zwängen fällen zu lassen.

    Auf der anderen Seite steht meine Großtante, bei der Brustkrebs kurz nach dem Zweiten Weltkrieg diagnostiziert worden war. Damals auf dem Land so gut wie ein Todesurteil. Sie entschied sich gegen eine eine Amputation, der Krebs breitete sich aber nicht weiter aus und sie starb viele, viele Jahre später und nicht an Krebs als Mutter von drei Kindern und Großmutter von 7 und auf ihrem Begräbnis krabbelte der jüngste Urenkel.

    Krankheit udn Leid gehören zum Leben dazu- ich persönlich könnte gut auf die Kotzerei der letzten Monate verzichten. Das anzunehmen und zu sagen "ist jetzt so" ist schwer.

    Da ist ein schmaler Grad zwischen medizinsichem Onmipotenzdenken, der Angst vor Tod und Leid und dem eigenen Weg. Ich lehne "Sterbehilfe" strikt ab, aber gleichzeitig will ich niemanden zwingen, jede medizinische Behandlung mitzumachen.

    Bei meinem Großvater wurde nach dem ichweisßnichtwievielten Herzstillstand auf eine Wiederbelebung verzichtet. Er starb während seine Schwester seine Hand hielt, sie hatte sich zu ihm genkniet als er zusammenbrach nachdem sie den Notruf gewählt hatte. Das ist im Grenzbereich zur Sterbehilfe, aber für mich moralisch in Ordnung weil hier einfach nur gehengelassen worden ist. Ich hatte ihn ein paar Tage vorher gesehen udn wir beide wußten, daß ich ihn das letzte Mal sehen würde und haben uns verabschiedet. Keiner hat es gesagt, aber als er mir die erste Flasche Bier angeboten hat, die ich je von ihm angeboten bekommen habe (Mädchen trinken kein Bier, das ist was für erwachsene Frauen und die trinken allerhöchstens ein Glas), wir auf der Bank saßen und er mir sein Leben aus seiner Sicht erzählt hat, wußte ich "er stirbt und weiß es".
    Ich denken, so jemanden muß man auch nicht "festketten" auf Erden, sondern kann loslassen und ihm eine gute Reise wünschen und ein Wiedersehen in vielen, vielen Jahren.

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