Das Credo von Gertie

Wie kann man sagen "ich glaube" und damit den Glauben der römisch-katholischen Kirche meinen, wenn man nie etwas anderes kennengelernt hat?

Adoptiert in eine liebevolle, katholische Familie in Deutschland und erzogen in einem Glauben, der sich erst in der Rückschau als doch recht traditionell gelebt herausstellte (was in keinster Weise herabsetzend gemeint ist), wuchs ich auf in der festen Gewissheit, dass Gott  i s t. Es gibt ihn einfach, er ist da, ewig, unwandelbar, wie die Berge, die ich als Kind direkt vor der Haustür hatte, und genauso selbstverständlich. Irgendwann begann dann eine leichte Unruhe in meinem Herzen, vielleicht einhergehend mit einer allgemeinen, biologischen Identitätssuche. Die Fragen, die dabei hätten kommen können, konnten durch den schulischen Religionsunterricht nur unzureichend beantwortet werden, ja sie wurden dort nicht einmal gestellt. Auch dort wurde 'das Christliche' als gegeben und daher langweilig vorausgesetzt und man beschäftigte sich lieber mit allgemein ethischen Themen wie dem Kant'schen Imperativ und der Mahnung, dass alle Religion schön friedlich miteinander sein sollte, da sie doch alle irgendwie gleich wären. Gerade dieser künstliche Anspruch weckte die Rebellion in mir und als viele meiner Altersgenossen sich zu Buddhismus o.ä. hingezogen fühlten, wollte ich auf einmal wissen, was ich glaubte. Wenn wir schon dabei sind, den christlichen Glauben in Bausch und Bogen zu verwerfen, möchte ich doch wissen, was wir wegwerfen. Also begann ich alles Christ-Katholische zu lesen, was ich in die Hände bekam, z.B. die Enzyklika "Fides et Ratio" des sel. Johannes Paul II, von der ich immer noch ganz überwältigt bin. Bei der Re-lecture in Vorbereitung auf dieses Post bin ich an folgenden Sätzen hängen geblieben, die sehr schön eine Entdeckung beschreiben, die ich erst Jahre danach machte:
>>Die grundlegenden Erkenntnisse entspringen dem Staunen, das durch die Betrachtung der Schöpfung in ihm geweckt wird: der Mensch wird von Staunen ergriffen, sobald er sich als eingebunden in die Welt und in Beziehung zu den anderen entdeckt, die ihm ähnlich sind und deren Schicksal er teilt. Hier beginnt der Weg, der ihn dann zur Entdeckung immer neuer Erkenntnishorizonte führen wird. Ohne das Staunen würde der Mensch in die Monotonie der Wiederholung verfallen und sehr bald zu einer wirklichen Existenz als Person unfähig werden.<<
Sehr geholfen bei dieser Entdeckung des Staunens hat der Weltjugendtag des Heiligen Jahres 2000 in Rom. Beides, die Erfahrung von Weltkirche, junge Menschen, die für Jesus begeistert sind, und die 'ewige Stadt', waren Eindrücke, die den Horizont meines Glaubens ganz erheblich weiteten und von denen ich heute noch zehre. Die bunte Vielfalt der Nationen und Sprachen, geeint durch den Glauben an und die Liebe zu Jesus Christus, machte mir die Weite der Una Sancta Catholica et Apostolica Ecclesia erst so richtig bewusst. Wie es Papst Benedikt XVI in der Generalaudienz vom 31.10.2012 zitiert hat: ›Niemand kann Gott zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat‹ (KKK 181).

Tatsächlich hat sich mir seit dem Weltjugendtag 2000 die Kirche wie ein Schatzkästchen geöffnet, in dem ich wühlen kann und bei dem mir von jedem Kleinod, das ich entdecken darf, das Antlitz meines Erlösers und großen Freundes entgegen leuchtet.  

Kommentare

  1. Ich lese täglich deine Artikel und muss sagen: Sie werden immer besser!
    Es ist schön zu wissen, was dich so umtreibt.

    Herzliche Grüße aus BT.
    Wir vermissen dich hier.

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    1. Vielen Dank lieber Klaus!
      Ich denke sehr gern an BT und euch alle zurück. Man sieht sich bestimmt wieder :-)

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  2. Nach und nach habe ich gelernt, dass es stimmt, was S.Exz. Weihbischof Florian Wörner einmal gesagt hat: "Wer von Gott her denkt, beurteilt Dinge anders". Wer Gottes liebende Hand in seinem Leben zu erkennen vermag, ist plötzlich in der Lage, den tieferen hinter den Dingen (auch hinter schwierigen Ereignissen und Schicksalsschlägen) zu erkennen.

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