Weihnachtlich zumut?

"Mir ist heute gar nicht weihnachtlich zumut", sagte meine Mutter, als wir heute vormittag die letzten Vorbereitungen für den Heiligen Abend trafen. Ein seltsamer Heiliger Abend würde es werden, soviel war uns allen klar, der erste ohne meinen Vater.Aber was bedeutet 'weihnachtlich-zumute-sein' tatsächlich?
Eine 'wir-sind-dann-mal-alle-besinnlich-und-fröhlich-Stimmung' kommt schlecht auf, wenn da einfach einer fehlt und in weiten Teilen der Welt Menschen um des Namens Jesu Christi willen verfolgt und getötet werden. Kann es sein, dass man viele Dinge erst dann in richtiger Weise bedenken kann, wenn überflüssiger Tand abgefallen ist? Wenn man sich nicht mehr von dem drumherum gefangen nehmen lässt und es wichtiger nimmt, als das innere Geschehen. Eigenartigerweise bildeten heute abend die altbekannten, oft abgespulten Rituale einen solchen inneren Raum für mich, einen Raum des Staunens. Staunen über die größte Liebestat Gottes, des allmächtigen Schöpfers des Himmels und Erde, der sich aus Liebe so klein gemacht hat und als schreiendes, zitterndes Baby in einer Steinkrippe lag, nur damit wir uns Ihm nahen können, ohne Angst zu haben. Und Staunen über den vielstimmigen Chor, die Kirche des Himmels, die uns an diesem Tag hinein nimmt in den Jubel über die Geburt des menschgewordenen Wortes Gottes, auch wenn diese Freude hier unten vielleicht etwas verhaltener ausfällt als dort oben. 

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