Nur den Saum Deines Gewandes einen Augenblick berühr'n

Nach der Lektüre von Douglas' "Gewand des Erlösers" und weil ich schon länger gern mit der Begebenheit aus Markus 6,53-56 vor dem inneren Auge bete,  fand ich DAS Gewand recht spannend. Deswegen war ich auch freudig überrascht, als die Wallfahrt zu dieser einzigartigen Reliquie verkündet wurde. Nach Trier, wohin es den Rock wohl mal verschlagen hatte. Nur, dass so ein Theater darum gemacht wurde, um auf Biegen und Brechen ein ökumenischen Ereignis herbeizuzwingen, das verstehe ich bis jetzt nicht. (Die Lutheraner haben doch ein ganz anderes Verständnis von Wallfahrten)

Und als ich dann unter den Bilder des Hochamtes zur Eröffnung den Schrein gesehen habe, in den sie diese wunderbare Reliquie gezwungen haben, da bin ich doch fast... erblindet. Da drin liegt das Gewand, das Jesu Körper bedeckt hat, vor über 2000 Jahren! Und ihr legt es in so eine...Nussschale!


Und da hat der Hl. Vater so eine liebevolle Botschaft geschickt, in welcher er sich sogar des Mottos dieser Veranstaltung annimmt: "...und führe zusammen, was getrennt ist."
"[...] Seit der ersten Zeigung im Jahre 1512 zieht der Heilige Rock die Gläubigen in seinen Bann, vergegenwärtigt diese Reliquie doch einen der dramatischsten Momente im irdischen Leben Jesu, sein Sterben am Kreuz. Die Verteilung der Kleidungsstücke des Gekreuzigten unter den Soldaten scheint dabei nur eine Randepisode zu sein, welche die synoptischen Evangelien auch nur beiläufig erwähnen. Der Evangelist Johannes entfaltet diese Begebenheit jedoch mit einer gewissen Feierlichkeit. Er weist als einziger auf das Untergewand hin, „das von oben her ganz durchwebt und ohne Naht war“ (19, 23). Er macht uns das Geschehen deutlich und hilft uns, durch die Reliquie hindurch gläubig das Heilsgeheimnis zu schauen.

Die Tunika Christi ist „von oben her ganz durchwebt“ (Joh 19, 23). Dies ist ein weiteres Bild für die Kirche, dafür, daß sie nicht aus sich selbst, sondern von Gott her lebt. Als die eine, ungeteilte Gemeinschaft ist sie Gottes Werk, nicht das Produkt der Menschen und ihrer Fertigkeiten. Der Heilige Rock will hier gleichsam eine Mahnung an die Kirche sein, ihrem Ursprung treu zu bleiben, sich bewußt zu machen, daß ihre Einheit, ihr Konsens, ihre Wirksamkeit, ihr Zeugnis letztlich nur von oben geschaffen, von Gott her geschenkt werden können. Erst als Petrus bekannte: „Du bist der Christus“ (vgl. Mt 16,16), erhält er die Binde- und Lösegewalt und somit den Dienst für die Einheit der Kirche.

Und schließlich ist der Heilige Rock keine Toga, kein Prachtgewand, das eine gesellschaftliche Rolle zum Ausdruck bringt. Er ist ein schlichtes Unterkleid, das dazu da ist, seinen Träger zu bedecken und zu schützen, ihn vor Bloßstellung zu bewahren. Dieses Kleid ist die ungeteilte Gabe des Gekreuzigten an die Kirche, die er durch sein Blut geheiligt hat. Daher erinnert der Heilige Rock an die der Kirche eigene Würde. Wie oft aber sehen wir, in welch zerbrechlichen Gefäßen (vgl. 2 Kor 4,7) wir den Schatz tragen, den der Herr uns in seiner Kirche anvertraut hat, und wie durch unseren Eigenwillen, unsere Schwächen und Fehler die Integrität des Leibes Christi verletzt wird. Hier braucht es die ständige Bereitschaft zur Umkehr und Demut, dem Herrn in Liebe und Wahrheit nachzufolgen. Zugleich kann und darf die besondere Würde und Integrität der Kirche nicht preisgegeben und dem Geschrei auf dem Richtplatz der öffentlichen Meinung ausgeliefert werden.
Die Jubiläums-Wallfahrt steht unter dem Leitwort, ja unter der Bitte an den Herrn: „Und führe zusammen, was getrennt ist“. So wollen wir nicht in der Vereinzelung stehenbleiben. Wir wollen den Herrn bitten, daß er uns auf dem gemeinsamen Weg des Glaubens führe und uns seine Inhalte wieder neu lebendig mache. So können wir im Zusammenwachsen aller Christen im Glauben, im Gebet und im Zeugnis mitten in den Nöten dieser Zeit auch seine Herrlichkeit und Güte erkennen. Dazu erteile ich Ihnen und allen, die sich in diesen Festwochen in Pilgerschaft zum Heiligen Rock nach Trier begeben, von Herzen den Apostolischen Segen."




[Also, Leute! Ehrlich?!]

Kommentare

  1. Tigergatte (evangelisch) meinte zu dem Theater, man solle einfach wallfahren, wem das als Evangelischem zu katholisch sei könne ja zu Hause bleiben.
    Ökumene sei schliesslich auch das Respektieren der Eigenheiten der Geschwister im Herrn (die so verwirrt sind wie Geschwister das nun mal sind). Ablass würde er nicht wollen, aber den muss man ja nicht nehmen und noch viel weniger dran glauben.

    Ökumene funkioniert hier ganz entspannt. Keiner muss sich verbiegen. Und wenn es mal hakt... dann hakt es halt.

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  2. Sehr schöne und lebendige Pilgerberichte gibt es auch bei Dorothea von "non draco sit mihi dux" und bei Johannes auf dem "Thermometer".

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