(aus der
Homilie des Hl. Vaters <3 <3 während der Ostervigil; vor wenigen Stunden erst gehalten, dank begeisternder Technik bereits online!)
Allen Lesern <3 ein frohes, gesegnetes Osterfest und vielen Dank für die herzliche Aufnahme (in die Blogoezese)!
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Benedikt XVI bei der Ostervigil 2012; Bild via Facebook |
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„Gott sprach: Es werde Licht“ (Gen 1, 3). Der Schöpfungsbericht beginnt zeichenhaft mit der Schöpfung des Lichts.[...] Was will der Schöpfungsbericht damit sagen? Licht ermöglicht
Leben. Es ermöglicht Begegnung. Es ermöglicht Kommunikation. Es
ermöglicht Erkenntnis, Zugang zur Wirklichkeit, zur Wahrheit. Und indem
es Erkenntnis ermöglicht, ermöglicht es Freiheit und Fortschritt. Das
Böse verbirgt sich. Licht ist daher auch Ausdruck für das Gute, das
Helligkeit ist und schafft. Es ist Tag, an dem wir zu wirken vermögen.
Daß Gott das Licht geschaffen hat, bedeutet: Gott hat die Welt als einen
Raum der Erkenntnis und der Wahrheit, als einen Raum der Begegnung und
der Freiheit, als Raum des Guten und der Liebe geschaffen. Der
Grundstoff der Welt ist gut, das Sein selber ist gut. Und das Böse kommt
nicht aus dem von Gott geschaffenen Sein, sondern es existiert aufgrund
der Verneinung. Es ist das Nein.
Zu Ostern, am Morgen des ersten Wochentages hat Gott von neuem
gesagt: „Es werde Licht.“ Die Nacht am Ölberg war vorausgegangen. Die
Sonnenfinsternis der Passion und des Todes Jesu, die Nacht des Grabes.
Aber nun ist wieder der erste Tag – die Schöpfung beginnt ganz neu. „Es
werde Licht“, sagt Gott, „und es wurde Licht“: Jesus steht aus dem Grabe
auf. Das Leben ist stärker als der Tod. Das Gute ist stärker als das
Böse. Die Liebe ist stärker als der Haß. Die Wahrheit ist stärker als
die Lüge. Das Dunkel der vergangenen Tage ist vertrieben in dem
Augenblick, in dem Jesus aus dem Grab aufersteht und selbst reines Licht
Gottes wird. Dies aber bezieht sich nicht nur auf ihn allein und
bezieht sich nicht nur auf die Finsternis jener Tage. Mit der
Auferstehung Jesu ist das Licht selbst neu geschaffen. Er zieht uns alle
nach in das neue Leben der Auferstehung hinein und besiegt alles
Dunkel. Er ist der neue Tag Gottes, der uns allen gilt.[...]
In der Taufe sagt der Herr zu demjenigen, der sie empfängt: Fiat lux
– Es werde Licht. Der neue Tag Gottes – der Tag des unzerstörbaren
Lebens kommt auch zu uns. Christus nimmt dich bei der Hand. Du wirst von
nun an von ihm gehalten und gehst so in das Licht, in das wirkliche
Leben hinein. Deshalb hat die alte Kirche die Taufe Photismos genannt –
Erleuchtung.
Wieso? Das eigentlich bedrohliche Dunkel für den Menschen ist es
doch, daß er zwar die greifbaren materiellen Dinge sehen und untersuchen
kann, daß er aber nicht sieht, wohin die Welt geht und woher sie kommt.
Wohin unser eigenes Leben geht. Was das Gute und was das Böse ist. Das
Gottesdunkel und das Wertedunkel ist die eigentliche Bedrohung unserer
Existenz und der Welt überhaupt. Wenn Gott und die Werte, der
Unterschied von Gut und Böse dunkel bleiben, dann sind alle anderen
Erleuchtungen, die uns ein so unglaubliches Können ermöglichen, nicht
nur Fortschritte, sondern zugleich Bedrohungen, die uns und die Welt
gefährden. Wir können heute unsere Städte so grell erleuchten, daß die
Sterne des Himmels nicht mehr sichtbar sind. Ist das nicht ein Bild für
die Problematik unserer Aufgeklärtheit? Wir wissen und können in den
materiellen Dingen unerhört vieles, aber was darüber hinausgeht, Gott
und das Gute, vermögen wir nicht mehr zu identifizieren. Deshalb ist der
Glaube, der uns das Licht Gottes zeigt, die wahre Aufklärung, ist
Einbruch von Gottes Licht in unsere Welt, Öffnung unserer Augen für das
wirkliche Licht.
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