Falls sich einer gefragt haben sollte, was denn der Papst gestern bei der Heiligsprechung von Anna Schäffer und den sechs anderen Seligen um die Schultern getragen hat: das Tuch nennt sich 'Fanon' oder 'Fano' (ital. Fanone) und gehörte bereits seit dem 11. Jahrhundert zur Kleidung der Päpste, wie der Kenner der vatikanischen Geschichte Ulrich Nersinger in seinem Buch „Liturgie und Zeremonien am Päpstlichen Hof“ erklärt.
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Bild von diesem und anderen Fanones hier. |
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Der Fanon symbolisiert das „Schild des Glaubens“,
das die Kirche schützt: den Papst und besteht aus einem doppelten Humerale aus Seidenstoff, das Ähnlichkeit
mit einem Schulterkragen aufweist: „Sein Durchmesser betrug ungefähr 92
cm, die Länge 50 cm. Die beiden Teile des Fanon waren mit weißen und
goldenen, rot eingefassten Parallelstreifen versehen. Auf dem oberen
Teil des Fanon war zumeist ein goldgesticktes Kreuz angebracht. Die zwei
Teile des Gewandes lagen übereinander und waren in der Mitte, in der
sich die Öffnung für den Kopf befand, aneinandergenäht; unter Papst Pius
X. (Giuseppe Sarto, 1903-1914) kam der Brauch auf, die beiden Stücke
mit einem Knopf zu verbinden“. Die vertikalen goldenen und silbernen
Streifen symbolisieren einer liturgischen Interpretation nach die
Einheit und Untrennbarkeit der lateinischen und orientalischen Kirche.
Gerade im Moment einer Heiligsprechung – hoher Akt des päpstlichen
Lehramtes und Geschenk an die universale Kirche – wurde wie am gestrigen
Sonntag die besondere Aufgabe des Papstes betont, der der Beschützer
der Kirche und der Fels ist, auf dessen Boden die Gläubigen bei allen
Stürmen ihren festen Grund finden können. Die von ihm in das Verzeichnis
der Heiligen eingeschriebenen Glaubenszeugen werden durch diese
Symbolik noch deutlicher als Beispiele für die ganze Kirche erkennbar,
auf die der Papst verweist.<<
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