Gott ist immer bei uns - auch im Leiden und scheinbaren Schweigen

Die heutige Generalaudienz scheint so recht auf die Fragen zu passen, die meine Mama und Oma zurzeit umtreiben. Es geht um die Nähe oder die Ferne Gottes im Leiden der Welt und in persönlichen Schicksalsschlägen.

Der Heilige Vater meditierte heute vormittag die letzten Worte Jesu am Kreuz: "Eloï, Eloï, lema sabachtani?, übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15,34). Entgegen oft anders lautender Auslegungen weist der Papst darauf hin, dass dies keine Worte sind, die Jesus sich selbst ausgedacht hat, noch fällt er damit in tiefster Verzweiflung selbst vom Glauben ab.

Vielmehr ist dies der Anfang von Psalm 22, in dem der Psalmist die Spannung zwischen der Not und der Gottverlassenheit Israels sowie der Gewißheit seiner Hoffnung, der Gewißheit der bleibenden Gegenwart und Güte Gottes, ausdrückt. Das Gebet Jesu ist nicht der Schrei von jemandem, der nicht mehr weiß, was er soll, oder der verzweifelt auf den Tod zuginge. Es ist das Gebet Israels und der Menschheit, das Gebet von Menschen, die durch das Böse bedrängt werden und die doch alles zum Herzen Gottes bringen. Und er gibt ihm seine letzte Gewißheit, daß unser Schreien in der Auferstehung endlich seine Antwort finden wird. So drücken die Worte Jesu einerseits die ganze Not der Menschheit und unser aller Bedrängnis aus. Zugleich aber durchdringen und durchtränken sie es mit Vertrauen und Hingabe und geben es in die Hände des nur scheinbar schweigenden Gottes. Sie lassen uns gewiß werden, daß der schweigende Gott doch der nahe und rettende Gott ist.

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