Ein Vater nimmt Abschied von seinen Söhnen
Wenn man das Alter bedenkt, in dem er seinen Dienst an den Dienern Gottes antrat, dann hatten alle Texte (Predigten, Katechesen, Enzyklen...) den Charakter eines Vermächtnisses. Wieviel mehr gilt dies für alle Worte, die unser lieber Papa Benedetto in den nun folgenden Wochen sprechen wird. Zum Beispiel war da gestern die traditionelle Audienz zu Beginn der Fastenzeit für den Klerus von Rom, die Begegnung des Vaters mit seinen Söhnen, bei der Konzilsgeschichte 'live'erfahrbar wurde, wie es Armin Schwibach von kath.net wieder einmal grandios ausführt:
Dass ein Abschied immer auch mit Tränen verbunden ist, wovor auch gestandene Männer nicht gefeit sind, das bewies u.a. Erzbischof Georg Gänswein vorgestern während der letzten öffentlichen hl. Messe von Papst Benedikt XVI. (Videobericht von romereports hier.)
>>War in den vergangenen Jahren gewünscht worden, dass der Papst für seinen Klerus eine „lectio divina“ als Einstimmung auf die Fastenzeit hält, so war er für dieses Treffen im Jahr des Glaubens bereits vor Wochen gebeten worden, über das II. Vatikanische Konzil zu sprechen. Als einer der letzten lebenden Konzilsteilnehmer hatte Benedikt XVI. gerne zugesagt.
Konzilsgeschichte live. Benedikt XVI. sprach gut eine Stunde in freier Rede – druckreif, muss man wieder sagen. Die hellen offenen Augen fixierten einen Punkt in der Ferne, so dass man spürte, dass da einer nicht nur Geschichten erzählt, sondern in den großen und konkreten Atem der Geschichte gleichsam eintaucht – und so selber Geschichte schreibt, an einem bis dahin „normalen“ Vormittag des 14. Februars, an dem andere aus irgendwelchen Gründen den Valentinstag begehen. Aber: „normal“ ist in diesen Tagen in Rom nichts mehr. Vor allem wenn man vor einem Papst steht, der seinen Amtsverzicht aufgrund mangelnder Kräfte angekündigt hat, während er so spricht und wirkt, wie dies dem schwer fallen würde, der die Hälfte seiner Jahre zählt.
Benedikt XVI. hob an mit seinen Erinnerungen an die Jahre des Konzil, wie er als junger Theologe im Dienst des Kölner Kardinals Josef Frings nach Rom kam, welche Stimmungen vorgefunden wurden, welche Erwartungen gerade auch im Unterschied der Nationen, der erstmals so sichtbaren Vielfalt der einen Kirche gegeben waren. Auch mit einer Anekdote konnte er seine Zuhörer erheitern und erzählte, wie er bereits 1961 einen Vortrag für Kardinal Frings verfasst habe und dieser dann von Papst Johannes XXIII. vorgeladen worden sei. Frings habe damals befürchtet, seinen Titel entzogen zu bekommen. Statt dessen habe ihm der Papst zu dem gelungenen Aufsatz gratuliert.[...]
Dass die Liturgie im Zentrum der ersten Erwägungen der Konzilsväter gestanden ist, was in der Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ seinen Niederschlag gefunden hat, macht für Benedikt XVI. deutlich, dass das Konzil den absoluten Primat Gottes betonen wollte, mit der Anbetung als der obersten Regel. Aus Gott heraus hin zu Gott sollte sich alles vollziehen. Aus diesem Grund sei die Erneuerung der Liturgie ein erstes Anliegen gewesen: weg von einer liturgischen Abständigkeit von „Volk“ und „Priester“ hin zu einer wahren aktiven Teilnahme – eine Entwicklung, die der Papst anhand der liturgischen Erneuerungen in der unmittelbaren Vorkonzilszeit erläuterte. Der Sonntag sollte der erste Tag sein, der Tag der Schöpfung, und als solcher betont werden: „Deshalb tut es mir leid, dass er heute zum Wochenende geworden ist“. Das Konzil wollte das Ostergeheimnis als Mittelpunkt des Christseins hervorheben. So sei der Sonntag „der erste Tag – Fest der Schöpfung – und Begegnung mit dem Auferstandenen, der die Schöpfung erneuert“. Weiteres Anliegen des Konzils war die „Verstehbarkeit der Liturgie“. Dieses Prinzip sei leider auch falsch verstanden worden: „Verstehbarkeit heißt nicht Banalität“, da die großen Texte der Liturgie nicht leicht verstehbar seien. Sie bedürften der ständigen Bildung des Christen, „damit er wächst und immer mehr in die Tiefe des Geheimnisses eintritt und so verstehen kann“. Nur die ständige Bildung des Herzens und des Geistes könne wahre Verstehbarkeit und aktive Teilnahme schaffen. Letztere „ist mehr als eine äußere Tätigkeit. Sie ist ein Eintreten der Person, meines Seins in die Gemeinschaft der Kirche und so in die Gemeinschaft mit Christus“.[...]<<
Dass ein Abschied immer auch mit Tränen verbunden ist, wovor auch gestandene Männer nicht gefeit sind, das bewies u.a. Erzbischof Georg Gänswein vorgestern während der letzten öffentlichen hl. Messe von Papst Benedikt XVI. (Videobericht von romereports hier.)
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