Blicken wir über die sichtbare Welt auf Jesus Christus

[aus dem Angelus des Santo Padre zum heutigen Gedenktag des hl. Bonaventura, heute wieder aus der Sommerresidenz Castel Gandolfo am Albaner See.]

Der hl. Bonaventura spielte in der theologischen Arbeit von Joseph Ratzinger immer eine große Rolle. Seine Habilitationsschrift schrieb er über die Geschichtstheologie des Heiligen. Von daher hat ihm dieser Angelus bestimmt Spass gemacht, besonders weil er vorher auch noch die hl. Messe in dem für seinen Wein bekannten Ort Frascati im Umland von Rom gefeiert hatte. Seit 1960 ist Frascati Partnerstadt von Bad Godesberg, einem einstigen Wohnort Benedikts XVI.

Im liturgischen Kalender ist der 15. Juli der Gedenktag des hl. Bonaventura von Bagnoregio, Franziskaner, Kirchenlehrer und Nachfolger des hl. Franziskus von Assisi als Oberer der Minderbrüder. Er schrieb die erste offizielle Biografie des "poverello" und war gegen Ende seines Lebens Bischof dieser Diözese von Albano. In einem seiner Briefe schrieb Bonaventura: "Ich bekenne vor Gott, dass der Grund, aus dem heraus ich das Leben des seligen Franziskus am meisten liebe, darin besteht, dass er den Anfängen und dem Wachsen der Kirche ähnelt“. Dieses Wort verweist uns direkt auf das Evangelium des heutigen Sonntags, in dem uns vor Augen gestellt wird, wie Jesus die zwölf Apostel das erste Mal zur Mission aussendet. Der Evangelist Markus schreibt: "Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen... und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen" (Mk 6,7-9). Nach seiner Bekehrung hat der hl. Franziskus von Assisi dieses Evangelium wörtlich befolgt und ist so ein treuer Zeuge für Jesus geworden; er ist in besonderer Weise mit dem Geheimnis des Kreuzes verbunden und wurde zu einem "anderen Christus", wie es der hl. Bonaventura beschreibt. Sein ganzes Leben lang drehte sich die Theologie des hl. Bonaventura um Jesus Christus. 

Statue des Bonaventura in Bagnoregio; Bild von hier.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Ganz herzlich grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Im Hallelujavers des heutigen Sonntags singt die Kirche: „Der Vater unseres Herrn Jesus Christus erleuchte die Augen unseres Herzens, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind." Oft sind unsere Augen gehalten, unser Schauen bleibt in der sichtbaren Welt mit ihren Begrenzungen gefangen. Gott will unseren Blick weit machen für das Große, für das Leben in Fülle, das nur er geben kann. Er selbst will unser Glück und unsere Freude sein. Öffnen wir dem Herrn im täglichen Gebet unser Herz, damit seine Liebe in uns immer mehr wachsen kann. Gott segne euch alle!

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