Christus! Die Mitte der Seele und des ganzen Lebens

In seiner Predigt zum Fronleichnamsfest erweist sich Papst Benedikt XVI einmal mehr nicht nur als brillianter Denker, sondern als wirklicher geistlicher Vater, der eine der hauptsächlichen geistigen Nöte dieser Zeit erkannt hat und sie mit der ihm eigenen Behutsamkeit anspricht.

Fronleichnam 2012. Paul Badde via kath.net und Facebook.

"Zunächst eine Reflexion über den Wert der eucharistischen Verehrung, besonders der Anbetung des allerheiligsten Altarsakraments. Eine einseitige Interpretation des II. Vatikanischen Konzils hat die Dimension der Verehrung vernachlässigt und die Eucharistie praktisch auf den eigentlichen Vollzug in der Feier reduziert. Tatsächlich ist es sehr wichtig gewesen, die Zentralität des Vollzugs der Feier anzuerkennen, in der der Herr sein Volk ruft und es um den zweifachen Tisch des Wortes und des Brot des Lebens versammelt, es nährt und mit sich vereint in der Opfergabe. Um einen Aspekt zu betonen wird – wie so oft – ein anderer aufgegeben. In diesem Fall ist die Betonung des Feiervollzugs der Eucharistie auf Kosten der Anbetung gegangen, die ein Akt des Glaubens ist und ein Akt des Gebets zum Herrn Jesus, der wirklich gegenwärtig ist im Sakrament des Altars. Dieses Ungleichgewicht hat auch Rückwirkungen auf das geistliche Leben der Gläubigen. Indem die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der Heiligen Messe konzentriert wurde, riskiert man die restliche Zeit und die existenziellen Räume seiner Gegenwart zu entleeren. Und so nimmt man weniger die ständige Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns wahr, eine konkrete, nahe Präsenz, in unsern Häusern, als „pulsierendes Herz“ der Stadt, des Landes, der Region mit ihren verschiedenen Vollzügen und Aktivitäten. Das Sakrament der Liebe Christi muss unser ganzes Leben durchdringen.Die Verehrung des Allerheiligsten Sakraments schafft gleichsam das geistliche „Ambiente“ in dem eine Gemeinde gut und in wahrhaftiger Weise die Eucharistie feiern kann.Die Begegnung mit Jesus in der Heiligen Messe vollzieht sich wahrhaftig und in vollständiger Weise, wenn die Gemeinschaft erkennt, dass Er im Sakrament gegenwärtig ist in seinem Haus, dass er uns erwartet, dass er uns an seinen Tisch einlädt und – wenn die Versammlung sich aufgelöst hat – Er bei uns bleibt mit seiner diskreten und stillen Präsenz und uns begleitet durch seine Fürsprache und auch weiterhin unsere geistlichen Opfer sammelt, um sie dem Vater darzubringen.
Im Augenblick der Anbetung stehen wir alle auf derselben Stufe, auf Knien vor dem Sakrament der Liebe. Das allgemeine Priestertum und das Amtspriestertum sind miteinander vereint bei der Verehrung der Eucharistie. Die eucharistischen Vigilfeiern bereiten auf die Feier der Heiligen Messe vor: sie bereiten die Herzen vor auf die Begegnung, damit diese fruchtbarer sei. Gemeinsam für eine längere Zeit in Stille vor dem im seinen Sakrament gegenwärtigen Herrn zu verharren, ist eine der authentischsten Erfahrungen unseres Kircheseins. Diese wird begleitet und ergänzt durch die Feier der Eucharistie, durch das Hören auf das Wort Gottes, singend und gemeinsam an den Tisch des Brot des Lebens tretend. Kommunion und Kontemplation können nicht getrennt werden, sie gehören zusammen.Um wirklich mit einer anderen Person zu kommunizieren, muss ich sie kennen, muss ich in Stille bei ihr bleiben können, auf sie hören und in Liebe anschauen können.[...]"


Zum zweiten angesprochenen Aspekt, der "Sakralität der Eucharistie" und für die ganze Homilie bitte hier schauen.

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