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Ja, der Vater. Der pflegte auch nicht viele Worte zu machen, wenn er ihn frühmorgens in den Stall mitgenommen hatte, um die Schafe zu versorgen, die behaglich vor sich hin blökten. "Die Schafe kümmert es nicht, ob einer gescheit zu reden versteht", sagte er oft, "sie wollen Hirten, die sie auf gute Weidegründe führen und sie gegen Wölfe und andere Gefahren verteidigen." Gerne erinnerte sich der Junge an die ruhigen Abendstunden, an denen er im Gras gelegen hatte, während der Vater auf seinen Stock gestützt, versonnen über die Auen des Neffelbaches in die Ferne geblickt hatte wie in eine unbekannte Zukunft. Jetzt war die Reihe an Wilhelm, mit dem Vater hinaus zu gehen. Oder durfte der große Bruder bereits allein einen Teil der Herde hüten? Vor Kurzem war die Zusage des Gutsherrn gekommen, dass Wilhelm die Nachfolge des Vaters in der Schäferei würde antreten können. Wilhelm ein Schäfer, er selbst ein Schuhmacher. "Das Handwerk ist ein ehrbares Werk" hatte der Vater mit Nachdruck gesagt, als er ihn bei Meister Meuser in die Lehre gab. Als ob er den geheimen Widerwillen seines Jüngsten spürte. Ein paar Groschen erhielt er wöchentlich und der Meister war froh, dass er nicht auch noch für Kost und Logis des Jungen aufkommen musste, da dieser noch daheim lebte. Dennoch war es wohl eine Erleichterung für die Eltern, die ihn nun in gesicherte Verhältnisse hinein zu gehen meinten.

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Kommentare

  1. @ MaReine: du bist übrigens herzlich eingeladen, einige Kapitel beizusteuern und diesen Versuch mit deinem profunden historischen Wissen anzureichern.

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  2. Der Link nach Teil 1 funktioniert nicht mehr!
    Sonst hätte ich auch schon drauf hingewiesen heute!

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  3. Ups, Verzeihung! Das kommt davon, wenn man unterwegs mal eben den Post-Titel ändert. Hab's richtig gestellt. Danke für den Hinweis. :-)

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