Protest ja, aber bitte mit Anstand
Wohltuend in dem ganzen medialen Blätterrauschen um die als 'Protest gegen Wladimir Putin' bezeichnete Ruhestörung der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau hebt sich einmal mehr die Wortmeldung von Alexander Kissler ab.
>>Sie skandierten, je nach Übersetzung, „Scheiße, Scheiße, Scheiße des
Herrn“ beziehungsweise „Scheiße, Scheiße, Gottesscheiße“. Sie mögen
damit Putin gemeint haben oder Patriarch Kyrill, der zudem als „Hund“
oder „Arschloch“ apostrophiert wurde. Auf jeden Fall begingen sie
Hausfriedensbruch und lästerten an kultischer Stätte. Vergleichbar wären
Schimpfwörter wider einen Mufti oder einen muslimischen
Staatspräsidenten in einer Moschee, vielleicht in Istanbul, oder wider
einen Oberrabbiner oder jüdischen Ministerpräsidenten in einer Synagoge.
Dürften solche Frondeure auch mit mutiger Solidarität in der
nichtmuslimischen, nichtjüdischen Welt rechnen? [...] Zudem muss man kein Literaturwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass
der gebrüllte Text der drei Frauen kein – wie es nun zu lesen ist –
„Punk-Gebet“ war, sondern die Travestie eines solchen, die polemische
Kontrafaktur eines Gebets. Sie kleideten ihre politische Agenda in pseudoreligiöse Formeln. Gebetsstättenstörung ist kein Gebet.<<
>>Das Strafmaß ist zu hoch, der Prozess war sehr fragwürdig und
gehorchte keinen rechtsstaatlichen Standards. Fragwürdig und zu hoch
sind indes auch die gratismutigen Solidaritätswellen, in deren
Windschatten mancher Politiker des Westens sich als lupenreinen
Demokraten nun selbst selig spricht. Schwarz und Weiß sind hier keine
erhellenden Farben.<<
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