Bitte nicht gegeneinander ausspielen!

Es ist schon seltsam. Da ist Franziskus erst sechs Tage Papst und erst heute wird er offiziell als Nachfolger des hl. Petrus in sein Amt eingeführt und schon hat sich alle Welt ein Urteil gebildet. Und dass, wo gerade erst ein übereinstimmendes "Hä?" durch den globalen Blätterwald gerauscht war, als Kardinal Jorge Mario Bergoglio in weiß auf die Benediktionsloggia trat und sich auch noch den Namen 'Franziskus' gab. Ein gänzlich Unbekannter - zumindest für die westliche Welt - stand dort oben und führte einen komplett neuen Papstnamen ein.

Dass nach der obligatorischen Schrecksekunde das hektische Wühlen in der Vergangenheit des neuen Pontifex losgehen würde, war klar. Schließlich wollen die Katholiken und vor allem alle andere wissen, wer da künftig am Steuer des Schiffes der katholischen Kirche steht. Dass er bereits lebte, als in Argentinien die Militärjunta zugange war, wird angesichts seines Alters nicht weiter verwundern, genauso wenig wie, dass ihm diese Tatsache in gewissen Kreisen sofort zum Vorwurf gemacht wurde.

Doch genauso unschön, wie ich das schlecht-reden finde, genauso unschön finde ich die Empörung über die - zugegebenermaßen recht augenfälligen - Gesten der Demut dieses neuen Papstes. Habt ihr den Diener Gottes Paul VI vergessen? Er legte 1964 die Tiara ab und verzichtete auf die traditionellen Statussymbole (Baldachin, Pfauenwedel, Thronassistenten, Nobelgarde), die sein Vorgänger, der sel. Johannes XXIII noch mit großer Selbstverständlichkeit genutzt hatte. So ist die Demut kein Sonderzeichen von Franziskus, die ihn gegen Papa emerito Benedikt XVI abgrenzen würde, wie es jetzt so oft versucht wird. Im Gegenteil, sehen wir Paul VI und seine Nachfolger, so sehen wir auch darin die unbegebrochene Linie des Petrusamtes, die jeder mit seiner eigenen Persönlichkeit füllt, denn demütig waren sie alle.

Wie Bastian (von Echo Romeo) sehe auch ich keinen Bruch zwischen Benedikt XVI und Franziskus und ich gebe Alexander Kissler recht, dass "[Franziskus] das benediktinische Programm der Entweltlichung entschieden fortsetzen wird".

Zum Beispiel aus der berühmten "Konzerthausrede" von Benedikt XVI:
Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muß die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden. Sie folgt damit den Worten Jesu: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16), und gerade so gibt er sich der Welt. Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.[...] Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln.
Franziskus in seiner ersten hl. Messe vor den Kardinälen:
Wenn man Jesus Christus nicht bekennt, da kommt mir das Wort von Léon Bloy in den Sinn: „Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel.“ Wenn man Jesus Christus nicht bekennt, bekennt man die Weltlichkeit des Teufels, die Weltlichkeit des Bösen.
und in der Ansprache an die Medienvertreter:
So ist mir der Name ins Herz gedrungen: Franz von Assisi. Er ist für mich der Mann der Armut, der Mann des Friedens, der Mann, der die Schöpfung liebt und bewahrt. Gegenwärtig haben auch wir eine nicht sehr gute Beziehung zur Schöpfung, oder? Er ist der Mann, der uns diesen Geist des Friedens gibt, der Mann der Armut. … Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!
So, und jetzt zeig mir einer den 'Bruch'. Ich sehe ihn nämlich nicht, weil ich an die Führung der Kirche durch den Heiligen Geist glaube. 

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