Aus dem Predigtbüchlein Josef Orgass' - Teil I

Wenn man sich mit der Vergangenheit beschäftigt, kann man auch immer wieder Neues lernen. Dass bereits weit vor den weltbekannten Weltjugendtagen des hl. Johannes Paul II der Palmsonntag besonders von den Pfarrjugenden gefeiert wurde, ist eine Erkenntnis aus dem kleinen schwarzen Buch von Josef Orgaß. Der 25jährige Kaplan muss es vor 80 Jahren bei sich getragen haben, um jeden Gedanken der ihm für die fälligen Sonntagspredigten, Katechesen und Ansprachen gekommen sein mag, zu notieren. Als sparsamer junger Mann hat er ziemlich eng geschrieben, um soviele Wörter wie möglich auf die kleinen Seiten zu bekommen. Wiederkehrende Wörter sind oftmals abgekürzt und manchen Passagen merkt man die Eile an, mit der sie skizziert wurden. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Bloggerteams von magnificata opera - vielen Dank! - könnte ich immer noch nur über den Inhalt des Heftchens spekulieren. So wirken die entzifferten Zeilen genauso aktuell, klar und frisch, als wäre Kaplan Orgaß gerade erst von der Kanzel heruntergeklettert.

In unregelmäßigen Abständen kommen hier ab jetzt Auszüge dieser Predigten, von denen ich mich heute genauso angesprochen fühle, wie diejenigen, die sie 1935 live gehört haben.
Nicht ohne Grund liegt ja auch der Jugendsonntag am Palmsonntag. Da haben die Jünger dem Herrn einen Triumpfzug bereitet. Und alles Volk wurde durch ihre Begeisterung mitgerissen. Auch wir sollen uns in heiliger Begeisterung um Christus scharen. Das Volk sieht dann unsere junge Glut und wird mitgerissen und zu heiliger Christusliebe entflammt. Man muss es uns ansehen, dass wir mit Christus vereint sind und dass wir darin unser ganzes Glück und Befriedigung finden. Und nichts uns mehr interessiert als Christus unser Freund und Erlöser. Dann wird auch Christus mehr und mehr Herr in deutschen Landen. (Passionssonntag 1935)
Liebe Freunde. So wollen wir heute wieder das Ziel lebendig vor unsere Seele stellen. Christus will sich uns geben. Er selbst ladet uns ein, zu arbeiten um diesen Lohn. Paulus aber ermahnt uns alle unsere Kräfte zusammen zu nehmen. Aber wir wissen, daß unsere Kräfte oft zu versagen drohen, und wir schwache Menschen sind. Aber Christus hat uns ja ein Mittel hinterlassen wodurch wir stark werden zu dieser Arbeit. In der hl. Kommunion. Da kommt er in unser Herz, da gibt er uns Kraft und Stärke für den weiteren Weg und die harte Arbeit, die er von uns fordert. Wenn wir dieses Mittel treu benützen, ihn oft in uns aufnehmen, so bereitet er sich in unserem Herzen eine Wohnung. Wenn wir dann sterben, zieht er in diese Wohnung ein um nie wieder von uns zu gehen. Amen. (Septuagesima 1935)

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