Was die Unbefleckte Empfängnis Mariens mit Jesus zu tun hat.
Johannes Hartl, katholischer Theologe und Leiter des ökumenischen Gebetshaus Augsburg hat sich auf Facebook mit dem, gerade in freikirchlich-evangelischen Kreisen oft erhobenen Vorwurf befasst, die Marienfeste und gerade die Unbefleckte Empfängnis Mariens würden einen unguten Personenkult befördern, ja Maria quasi zu einer "Nebengöttin" erheben. Das ist Unsinn, die Marienfeste verweisen alle auf Jesus Christus, als den Gottmenschen und Erlöser, sagt Johannes Hartl und untermauert dies mit einer sehr schlüssigen Herleitung aus Schrift und katholischer Tradition.
>> Wie, so mag einer fragen, kann man nur auf eine so absurde, ein Geschöpf überhöhende, unbiblische Lehre kommen? Steht sie nicht im krassen Widerspruch zu Röm 3,23, wonach „alle gesündigt“ haben und die Herrlichkeit Gottes verloren haben? Diese Lehre steht so tatsächlich nicht in der Bibel, sondern ist Frucht der Reflexion der frühen Kirche auf das Geheimnis der Menschwerdung. Dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, steht auch nicht explizit in der Bibel, wurde von der Kirche aber auf den ersten Konzilien so aus der Schrift gefolgert. Nun stellt sich nur noch die Frage, ob Jesus schon von Geburt an wahrer Mensch und wahrer Gott war, oder erst später. Antwort der Konzilien: von Anfang an. Frage: woher bekam Jesus seine menschliche Natur? Antwort: natürlich von Maria. Jesus hat keinen menschlichen Vater, aber sehr wohl eine menschliche Mutter. Nun hat Jesus allerdings keine sündhafte menschliche Natur, sondern eine vollkommene. Frage: woher hat er die, wenn er von einer sündhaften Frau abstammt? War er vielleicht doch „nicht wirklich“ der Sohn von Maria, sondern auf irgendwie zauberhafte Weise hermentisch abgeschirmt von ihrem sündhaften Einfluss? Das widerspricht der tiefsten Aussage, wonach Jesus in der Menschwerdung wirklich unser Los geteilt hat. Wenn Jesus aber von Maria eine von der Sünde unverdorbene Natur empfangen hat, dann muss Maria sie schon vorher gehabt haben. Also ganz klar: hier befinden wir uns auf der Ebene der Überlegungen. Doch es sind Überlegungen, die Jahrhunderte lang von betenden Theologen bewegt wurden, bevor sie als fixierte Lehre definiert wurden.
Woher nun sollte Maria die Möglichkeit gehabt haben, von der Erbsünde frei zu bleiben? Eine erste Möglichkeit ist selbstverständlich ausgeschlossen: Maria ist kein „Übermensch“ oder ein Mensch, der als einziger aus eigener Kraft vollkommen hätte leben können. Nein, als Mensch ist sie genauso erlösungsbedürftig wie alle anderen. Nun ist Gott jedoch außerhalb von Raum und Zeit. Wäre es ihm möglich gewesen, Maria im vorhinein im Hinblick auf den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu vor der Sünde zu bewahren? Gott hätte also Maria etwas vorab geschenkt, was langfristig für alle Erlösten gedacht war? Dies geschah eben WEIL Jesus der einzige Retter ist. Es geschah, um dem einzigen menschgewordenen Gott die vollkommene Wohnstatt zu bereiten. Doch eben nur Kraft der Erlösungstat Jesu, nicht an ihr vorbei, wenn auch auf geheimnisvolle Weise vorweg! Und die Lehre davon entspringt einzig dem Nachdenken über das Geheimnis Jesu Christi. Am Kern des heutigen Festes feiern Katholiken also nicht eine „Nebengöttin“, sondern einen Menschen, der sich vollständig in den Dienst des Herrn stellen ließ, der vollständig durchlässig wurde für ihn. Man muss dieser Theologie nicht zustimmen, doch eines ist sie sicher nicht: der platte Aberglauben, für den manche sie halten. In der Mitte aller Theologie steht Jesus Christus. Auf ihn weisen alle biblischen Gestalten hin. Auf herausragende Weise seine Mutter.<<
[© Johannes Hartl am 08.12.2016 via Facebook]
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