Eine Kurzgeschichte (Miriam Moißl, 2004) Rot, grün, blau, gelb, rot, grün, blau, gelb – wie ein Kaleidoskop ziehen die Farben an ihm vorbei, ohne mehr zu hinterlassen, als flüchtige Impressionen. Auch Motive wechseln sich in schneller Folge ab – ein fröhlicher Blumenstrauß dort links, Pferde auf einer Wiese dort neben der Tür, sogar das düstere Panorama einer aufstrebenden Industriestadt ist zu sehen und natürlich fehlt auch das berühmteste Bild Edvard Munchs nicht, das in den knalligsten Farben die Verzweiflung der ganzen Welt hinausschreit. Seit einem Monat kommt er Tag für Tag in die Ausstellung, immer um dieselbe Zeit, um 16.00 Uhr und geht durch die klimatisierten Räume, auch dies immer auf dieselbe Weise: zuerst bist ganz nach hinten durch, um sich dann gewissenhaft nach vorne durchzuarbeiten. Natürlich fingen meine Kollegen irgendwann an zu tuscheln über diesen älteren Herrn, der jeden Tag hierher kommt, um sich eine Kunst anzusehen, die aus einer sehr rebellischen Jugendhalt...