24-Stunden-Kita: und wo ist da der Unterschied zum Kinderheim?

In Schwerin hat sich scheinbar auch 25 Jahre nach dem Mauerfall nicht wirklich viel geändert. Zumindest nicht für die 58 Kinder der Kindertagestätte Nidulus.  Geöffnet 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahre, selbst an Weihnachten. Die Nidulus, was lateinisch so viel wie „Nestchen“ bedeutet, richtet sich an Eltern, die Vollzeit beschäftigt sind. Einen Kita-Platz hier erhält man nur, wenn man ein "Betreuungsproblem" nachweisen kann, einmal im Monat mit Vorlage des Dienstplans.  Hier werden die Kinder von schichtarbeitenden, oft auch alleinerziehenden Müttern und Vätern betreut. Der Artikel von Christoph Schäfer aus der FAZ vom 13.01.2013 vermeidet denn auch jegliche Schuldzuweisung, dokumentiert zwar eine steigende Nachfrage - 15.000 fehlende Kita Plätze -, läßt dann aber auch die Geschäftsführerin der Kita gGmbH, Anke Preuß, selbstkritisch zu Wort kommen: „Am Ende nutzen diese (24-Stunden)Kitas nur den Unternehmen.“

Was diese ganze Betreuungsproblematik für mich persönlich schwer verdaulich macht, ist der Eindruck, dass hier Vollbeschäftigung auf Kosten schon der allerkleinsten Kinder erreicht wird. Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Kinderheim und einer Rund-um-die-Uhr-Kita? Googelt man die Worte "Heimkinder" und "Entwicklung", erhält man in kürzester Zeit 42.600 Ergebnisse; die meisten davon beschäftigen sich mit frühkindlichen Traumata oder der Frage, welche Chancen Heimkinder in ihrem späteren Leben haben. Nachdem die oft rabiaten Erziehungsmethoden in Kinderheimen der 1950er und 1960er Jahre bekannt waren, wurde extra ein Runder Tisch eingerichtet, bei dem auch über nicht unerhebliche finanzielle Entschädigungen verhandelt wurde. Und das alles, weil inzwischen unstrittig ist, dass eine Fremdbetreuung für Kinder, die ihre Eltern in früher Jugend verloren haben, immer eine suboptimale Lösung bleibt. Entgegen dem Leben in einer Pflege- oder gar Adoptivfamilie. Aber eine Fremdbetreuung, die sich "bedarfsgerecht" Schichtdienst und Wochenendarbeit beugt, wird auf einmal als Allheilmittel für die "Betreuungsprobleme" der fehlenden "Fachkräfte" gepriesen???

Kommentare

  1. Manchmal geht den Eltern ein Licht auf, wenn sie mitbekommen, daß die Kinder zur Erzieherin "Mama" sagen.

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  2. Und dann ist es meist ein Zeichen, dass da schon einiges im Argen liegt in der Eltern-Kind-Beziehung.
    Wobei es mir wirklich fern liegt, irgendwelche Schuld zuzuweisen. Die meisten Eltern, die solche Angebote in Anspruch nehmen, tun das nämlich gar nicht gern, sondern beugen sich rigiden Dienstplänen. Appeliert werden sollte höchtens an die Arbeitgeber und Politiker, dass sie sich ihrer Verantwortung für die Menschen (!) wieder stärker bewusst werden.

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  3. PW spannt in seinen Ausführungen zu den 24h-Kitas den Bogen weiter, bietet Lösungsansätze von Leo XIII und Vorschläge für die Bischofssynode 2015. http://katholon.de/?p=7803

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  4. Unterschied zwischen Kinderheim und Kita?
    In der Kita müssen die Kinder (meines Wissens) mindestens 1 Nacht pro Woche daheim schlafen ...

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  5. Meines Wissens ja, sonst wäre es ja ein Kinderheim. Es MUSS also (irgend) einen Unterschied geben.

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  6. Bischof Mixa hat am Ende recht behalten. Er hatte mal in einer Predigt gesagt, dass durch diese frühzeitige Kita-Betreuung die Frauen zu Gebärmaschinen reduziert würden.
    Es hat einen Riesenaufschrei gegeben damals ... aber die 24-Stunden Kita sagt es genau so aus.

    Was bin ich froh und dankbar, das ich von meinen Eltern großgezogen wurde und nicht in einer anonymen Kita gelandet bin.

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  7. @Eugenie:
    Bei den derzeitigen Bemühungen von Ministerin Schwesig, die 24h-Kita bundesweit auszudehnen, scheint mir 1 Übernachtung bei den Eltern pro Woche ein eher marginaler Unterschied zu einem Kinderheim. Wenn die Eltern ihr Kind morgens noch schlaftrunken in die Kita bringen und spätabends abholen, hat das für die Eltern-Kind-Bindung auch kaum Wirkung. Ein schlafendes Kind kann keine Beziehung aufbauen.

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