Gertrud von le Fort über den Umgang mit Armen und Vertriebenen.

Millionen über Millionen
Hast du die Heimat versagt,
Millionen über Millionen
Ins nackte Elend gejagt! 

Sie schlafen in fremden Betten
Se tragen geschenktes Gewand –
Und du willst dein Dach erretten,
Christloses Abendland!

Sieh, o sieht doch mit Schauern
Winkt nicht ein blutrotes Tuch?
Um deine bebenden Mauern
Schleicht der Entrechteten Fluch.

Senke die eisgrauen Fahnen
Fege das uralte Haus,
Sprich den Bußpsalm der Ahnen
Und dann zieh aus:

Zieh aus dem eitlen Gepränge
Moderverfallener Zeit,
Sprenge Fesseln und Enge
Werde brüderlich weit!

Gib ihre Heimat den Armen,
Traue nicht Gold noch Erz,
Sühne im großen Erbarmen
Dein versteinertes Herz,

Dass es im Opfervollbringen
Junges Leben gewinnt –
Mit überwundenen Dingen
Spielt das göttliche Kind.

(Gertrud von le Fort)

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