#Ehefüralle, #Kinderfüralle und was ich damit zu tun habe

Ich lebe also in einem Substitut. Das habe ich bei der Lektüre eines Artikels von Bernhard Meuser zur umstrittenen, jetzt leider offiziell genehmigten "Ehe für alle", gelernt.
 >> Der Staat muss zunächst einmal vom Ideal einer gelungenen Familie ausgehen, ja sogar das Gelingen möglichst vieler idealer Konstellationen aktiv fördern, bevor er sich in einer hierarchischen Reihenfolge den Substituten zuwendet. Substitute müssen ihrer Eigenart entsprechend auch gefördert werden, aber sie dürfen niemals dem Ideal der klassischen Familie gleichgestellt werden. <<
Das klingt erst einmal ziemlich hart, wenn man wie ich aus der besten aller möglichen Familien stammt, um den Spruch von Leibniz einmal abzuwandeln. Aber irgendwie stimmt es doch. Vollkommen unabhängig von jeglicher sexueller Orientierung entstammt jeder Mensch erst einmal der biologischen Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Auch ich habe eine biologische Herkunft, auch wenn ich die Menschen nicht kenne, denen ich mich verdanke. Aber das ist ja nicht meine Schuld. Und gerade aus dem Grund, weil meine leiblichen Eltern mich nicht selbst aufziehen, konnten, bin ich froh, in einem "Substitut" gelandet zu sein, dass dem Ideal so nahe kommt, wie es nur geht. Nämlich mit einem Vater und einer Mutter, die auch miteinander verheiratet sind und mir so einen Platz in ihrem Stammbaum bieten konnten. Aus Liebe, aus keinem anderen Grund!
Jetzt höre ich schon wieder die #Aufschreie, dass auch homosexuelle Verbindungen liebevoll sein können und auch Menschen gleichen Geschlechts Kinder aufziehen können. Natürlich können sie dies. Niemand bestreitet das. Gerade in der Nachkriegszeit, als viele Männer gefallen oder vermisst waren, haben sich Frauen zusammengetan, Verwandte oder Freundinnen, deren Kinder oft  gemeinsam und mit mehreren weiblichen Bezugspersonen aufwuchsen. Geschadet hat es ihnen sicher nicht. Aber die Väter fehlten doch. Auch wenn diese Kinder das vielfach erst nach langer Zeit, im Rückblick sozusagen, feststellen. Es fehlte der Gegenpol in ihrer Erziehung, das ausgleichende Element.

Mit der Einführung einer #Ehefüralle, die früher oder später ein flächendeckendes Recht auf Kinder auch für homosexuelle Paare nach sich ziehen wird, fördert man nun aber "Familien", in denen der eine oder andere Gegenpol fehlen wird. Nicht durch Tod oder Trennung, sondern schon von vorneherein. Und anders als die Organisation, die vor mehr als 30 Jahren meien Adoption abwickelte, sucht man nicht mehr "Eltern für Kinder" sondern "Kinder für Eltern". Es findet also eine Akzentverschiebung statt. Im Fokus stehen nicht mehr die Kinder, sondern die Erwachsenen und ihre Bedürfnisse. Jeder Mensch scheint gerade ein "Recht auf ein Kind" zu haben. Um die Rechte der Kinder schert sich niemand, auch nicht die, die vor Kurzem noch Kinderrechte im Grundgesetz verankert sehen wollten, um diese nötigenfalls gegen die Rechte der Eltern ausspielen zu können.

Da wir inzwischen so daran gewöhnt sind, dass alle Rechte sofort und für alle erfüllt werden müssen, ist die flächendeckende Bereitstellung künstlicher Alternativen zur Zeugung der nächste logische Schritt: IVF und Leihmutterschaft werden zum lukrativen Geschäft. Dies kann man in Ländern wie Großbritannien sehen, in denen die "Ehe für alle" bereits gilt. Interessanterweise setzt sich dann auch in diesem, so sensiblen und intimen Bereich eine kühle Marktlogik durch. Um IVF und Leihmutterschaft möglichst günstig anbieten zu können, weicht man, wie in der Produktion von Industriegütern, auf die sog. Dritte-Welt-Staaten aus. Dabei wollen die reichen Kunden aus den Industrienationen dann Kinder die ihnen äußerlich ähnlich sehen. Die Frauen aus den Niedriglohnländern Südostasien, deren Gebärmuttern "gemietet" werden, sollen deswegen auf keinen Fall ihre Gene weitergeben. Dass hier eine ganz neue Art der Ausbeutung von Menschen und des Rassismus anklingt, hören die wenigstens in ihrem Rausch der Machbarkeit.

Ich kann also weiterhin meine Adoptivfamilie, die aus einem leider allzu früh verstorbenen Vater und einer Mutter besteht, als meine "echte" Familie bezeichnen und dennoch vor dem Recht homosexueller Paare auf Kinder warnen. Dennoch, oder gerade deswegen.

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