Enzyklika "Laudato si" jetzt offiziell draußen

Viel ist in den letzten Tagen gemunkelt worden, nachdem irgendein Schlaumeier eine Vorversion der ersten 100%-Franziskus-Enzyklika "geleakt" hatte. Befürchtungen wurden laut, ob sie nicht zu politisch, zu links, zu grün, zu was weiß denn ich sei. Und dabei war es wohl gar nicht die Endfassung. Da sieht man wieder, dass es eigentlich eine enorme Energieverschwendung ist, über ungelegte Eier zu gackern. Man regt sich nur künstlich auf, es wird eine Stimmung erzeugt und wenn man dann den Orginaltext lesen kann, verpufft die größte Aufregung im Nichts. Wobei das Problem ja leider auch an mangelhaften Übersetzungen liegen kann, aber das wäre jetzt ein anderes Thema.

Seit heute mittag ist sie nun also offziell da: "Laudato si" - die zweite Enzyklika von Papst Franziskus, die vollmundig als Lehrschreiben zum Umweltschutz angekündigt wurde. Tatsächlich lautet der Untetitel "Die Sorge um das gemeinsame Haus" und fasst diese Sorge (dem ersten Augenschein nach) erheblich weiter als es "Die Grünen" oder der "Bund Naturschutz" tun. Es geht um gemeinsame Verantwortung für die Erde, als dem Haus, in dem wir alle miteinander leben. In diese Verantwortung fällt dann auch das Streben nach sozialer Gerechtigkeit (auch die Menschen gehören zur Natur) und ich bin schon gespannt, wie er das ausführt. Denn das hierbei in die falsch verstanden Niederungen der politischen Heils-Ideologien sozialistischer Prägungen verfällt, ist nicht zu erwarten, kennt er die Befreiungstheologie und ihre Problematik doch aus nächster Nähe. Neben der Beschreibung der Problematik enthält das Schreiben auch ein Kapitel mit direkten Anregungen und Bitten des Papstes:
"Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können. Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns erschaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen. Ich möchte allen, die in den verschiedensten Bereichen menschlichen Handelns daran arbeiten, den Schutz des Hauses, das wir miteinander teilen, zu gewährleisten, meine Anerkennung, meine Ermutigung und meinen Dank aussprechen. Besonderen Dank verdienen die, welche mit Nachdruck darum ringen, die dramatischen Folgen der Umweltzerstörung im Leben der Ärmsten der Welt zu lösen. Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung. Sie fragen sich, wie es möglich ist, den Aufbau einer besseren Zukunft anzustreben, ohne an die Umweltkrise und an die Leiden der Ausgeschlossenen zu denken."
So freue ich mich auf die Lektüre dieses Dokuments, auch wenn der Umfang von 222 Seiten außergewöhnlich viel für ein solches Lehrschreiben ist. Wer sich anschließen will, kann das --> hier tun.

Und nachdem im Vorfeld ein bestimmtes deutschsprachiges NGL sehr strapaziert wurde, möchte ich auf die Vertonung des Cantico delle creature  von Angelo Branduardi hinweisen. Die ist sehr schön und noch nicht so ausgelutscht.


Kommentare

  1. Na, der Gerechtigkeit halber muss doch gesagt werden, dass die Fassungen inhaltlich durchaus übereinstimmen.

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  2. Ok, dann sind manche inhaltlichen Einwände vielleicht doch berechtigt.

    Allerdings muss ich sagen, dass mir dieses "Geleake" eh auf den Keks geht. Wieso kann man nicht mehr in Ruhe abwarten, bis was offziell verkündet wird? Wozu gibt es Fristen, wenn sie keiner mehr einhält? Das war so, als Stefan Heße nach HH berufen wurde, das war wieder so bei dem Ruf von Bischof Koch nach Berlin und jetzt wieder.

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  3. Da kann ich nur voll und ganz zustimmen. Ich verstehe wirklich nicht, was das bringen soll - erst recht nicht, wenn man sich besonders konservativ und kirchentreu gibt. Anständig ist das auf keinen Fall.

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  4. Und nebenbei versaut es die Überraschung. Das ist so, wie wenn man an Weihnachten vorher durch das Schlüsselloch schaut. ;-)

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