Die Weihnachtsglocken
Horch, die Weihnachtsglocken klingen
aus dem fernen Heimatland,
und ich höre Lieder singe,
die nur dort so wohl bekannt.
Weihnachtssegen, Weihnachtsfrieden,
künden sie mir wie im Traum:
von der Heimat, von den Lieben,
unterm grünen Weihnachtsbaum.
Wo die deutschen Tannen stehen,
heut mit heller Lichterkron’,
dorthin meine Wünsche gehen,
denn die Lieben warten schon.
Warten, dass aus meinem Munde
Weihnachtsjubel werde laut,
blicken auf zur Sternenrunde,
die vom Himmel nieder schaut.
Eltern, hört Ihr nicht meine Lieder,
die ich sende in die Nacht?
Säng’ sie gar zu gern euch wieder,
bei des Lichterbaumes Pracht.
Spürt Ihr nicht mein heißes Sehnen,
fühlt Ihr nicht mein tiefes Weh,
nach dem Weihnachtsfest, dem schönen,
nach dem deutschen Weihnachtsschnee?
Sitz hier einsam und verlassen,
und im Herzen tiefes Leid,
ohne Weihnachtsschmuck die Straßen,
und die Heimat ist so weit.
Kann das Christkindchen nicht finden,
unsern kleinen stillen Raum?
Könnt Ihr ihm den Weg nicht künden,
dass es bring’ den Weihnachtsbaum?
Weihnachtsglocken hör ich klingen,
dennoch in der stillen Nacht,
und die Englein Lieder singen,
haben Hoffnung uns gebracht.
Einmal ist das Leid zu Ende,
ich steh unterm Weihnachtsbaum,
gebe Euch zum Gruß die Hände,
einst wird Wahrheit dieser Traum.
Dieses Gedicht stammt aus der Feder von Gerhard Orgaß (1923-2013), dem jüngsten Bruder meines dichtenden Soldatengroßonkels. Er schrieb es in einem Brief an seine Eltern und Geschwister aus der französischen Kriegsgefangenschaft, der vom 18.10.1946 datiert. Darin bat er, diese Zeilen auf das damals bekannte und beliebte Lied „Horch, die Weihnachtsglocken klingen“ von Karl Bergmüller (Op. 36) zu singen. Eine alternative Interpretation (nach Zählen der Silben) wäre auch „Hark! The Herald Angels sing" von Felix Mendelssohn - Bartholdy. In diese Sinne:
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