Liebe... findet nicht nur im Bett stand

Vielleicht liegt es an dem berühmt-berüchtigten Sommerloch, dass die Äußerungen von Papst Franziskus bei seiner ersten fliegenden Pressekonferenz so hohe Wellen schlagen und dass in Medien verschiedenster Couleur. Besonders beliebt waren natürlich die Aussagen zu "Frauen" und "Homosexuellen Lobby". Aus letzterer wurde ziemlich schnell eine scheinbar allgemeine Aussage und eine große katholische Revolution in Sachen Homosexualität gemacht. Da können noch so viele Blogger Klarstellungen schreiben, wenn man mit Zitaten des regierenden Papstes seinen Vorgängern und der ganzen katholischen Kirche ein Schnippchen schlagen kann, sind alle dabei. Manche Journalisten, wie Lucas Wiegelmann von der 'Welt' sind jedoch in der Lage, mehr als einen Satz zu lesen und das Gelesene zumindest so weit zu verstehen, dass die resignierte Feststellung kommt, dass auch dieser Papst in seinen Grundaussagen...katholisch ist. Tja Leute, Pech gehabt.

Allerdings kann man auch erst an der zweiten Kreuzung falsch abbiegen. Wenn nämlich nach einem Hinweis auf die relevante Stelle im Katechismus (KKK, Nr. 2357 ff.) die Schlussfolgerung gezogen wird, dass die Kirche sich in einem Dilemma befände, weil sie von "gutem" oder "schlechtem" Sex spricht und nicht etwa diejenigen, welche die kirchlichen Positionen zu diesem und anderen Themen hinlänglich kennen und sich nicht einen Deut darum scheren. Denn natürlich befindet sich immer derjenige im Irrtum, der an einer besonders kritischen Stelle ein Warnschild aufstellt und auf keinen Fall derjenige, der das Warnschild zwar sieht und sich bewußt dagegen entscheidet. Dass die Sexualität eines Menschen eine solch kritische Stelle bedeuten kann, ist klar. Nur wann wurde der Begriff "Liebe" mit "Sex" gleichsetzt, so als ob Liebe und Zuneigung ausschließlich im "miteinander-ins-Bett-steigen" bestehen würde? Als ob es nicht auch Freundschaften ohne Bettgeflüster geben könnte (unabhängig vom Geschlecht) und als ob das Streben nach Keuschheit, das laut Katechismus alle Menschen gleichermaßen betrifft, etwas schlechtes wäre.

Fast scheint es, als ob sich inzwischen die Ansicht des Films "Harry & Sally" durchgesetzt hat, nachdem es keine Freundschaft geben könne, die nicht früher oder später im Bett endet. Damit verkennt man allerdings die vielfältigen Arten der Zuneigung, die es in den verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen gibt. Der Philosoph Dietrich von Hildebrand beschreibt die Zuneigung in einer wahren Freundschaft folgendermaßen:
>>Die Freundesliebe bildet eher eine Haltung der Antwort auf den individuellen Charakter des Freundes. Das auch in ihr präsente Moment der Vertrautheit ist hier mehr sachlich fundiert. Tatsächlich zeichnet sich wahre Freundesliebe durch das Verstehen des anderen und zugleich durch das Gefühl des Verstandenwerdens aus. Auf bildliche Weise beschreibt unser Autor diese Kategorie der Liebe wie folgt: Zwei Personen stehen gleichsam "schräg nebeneinander", wie in einem Halbkreis, so dass sich ihre Schultern (d.h. die die rechte Schulter des einen und die linke Schulter des anderen) berühren. In dieser Haltung können sie sich einander zuwenden und gleichzeitig weit vor sich hin blicken, ohne ihre Position zu verändern. Die Personen verbleiben beim Erleben der Freundesliebe prinzipiell auf ihrem eigenen Boden, aber durch tiefes Sich-Verstehen vereint, bauen sie aufeinander und treffen sich in bestimmen Wertbereichen.<<
Und der hl. Franz von Sales, der selbst eine solche, tiefe geistliche Freundschaft erfahren durfte, schreibt in der Philothea:
>>Je höher die Werte sind, die ihr einander mitteilt, umso vollkommener wird eure Freundschaft sein. Wenn ihr eure wissenschaftlichen Kenntnisse austauscht, so ist eure Freundschaft gewiss lobenswert; noch besser ist sie, wenn ihr einander zur Tugend der Klugheit, der taktvollen Mäßigung, der Stärke und Gerechtigkeit aneifert; wenn ihr einander aber die Liebe, die Frömmigkeit, die christliche Vollkommenheit vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine ausgezeichnete sein, weil sie von Gott kommt, weil sie auf Gott hinzielt, weil Gott ihr Band ist, weil sie ewig in Gott weiterleben wird. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel lieben wird, und zu lernen, einander auf dieser Welt so herzlich verbunden zu sein, wie wir es in der anderen ewig sein werden!<<

Im Grunde beleidigt man mit der Unterstellung à la Harry & Sally alle Menschen, die eine platonische, tiefe Freundschaft pflegen, indem man ihnen etwas unterstellt, was vielleicht nur durch die Brille des 20./21. Jahrhunderts so aussieht.

Kommentare

  1. Hoffentlich konnte ich meinen Punkt klar machen. Manchmal habe ich nämlich so Gedankenschlenker drin, die keiner versteht. Aber es lag mir schon länger im Magen, wie immer gleich von "Empfindungen" auf sexuelle Akte geschlossen wird. Dass damit unter Umständen auch Leuten etwas eingeredet werden kann, wird natürlich weit von sich gewiesen.

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