Das wahre Licht, das die Welt mit seinem Glanz hell macht.

 Kerzen gießen an Mariä Lichtmess

Fresko von J.B.Schraudolph,
im Dom zu Speyerer
40 Tage nach Weihnachten feiern Christen auf der ganzen Welt das Fest „Darstellung des Herrn“, lateinisch „Praesentatio Jesu in Templo“, früher auch „Mariä Reinigung“, lateinisch „Purificatio Beatae Mariae Virginis“. Im Volksmund wird dieser Tag auch Mariä Lichtmess genannt. Da wir Katholiken Weihnachten nach dem gregorianischen Kalender am 25. Dezember feiern, fällt Mariä Lichtmess auf den 2. Februar. Das Fest geht auf einen alten jüdischen Brauch zurück, der im dritten Buch Mose (Levitikus, 12) beschrieben wird:  

Der Herr sprach zu Mose: Sag zu den Israeliten: Wenn eine Frau empfängt und einen Knaben gebiert, ist sie sieben Tage unrein, wie sie in der Zeit ihrer Regel unrein ist. Am achten Tag soll man die Vorhaut des Kindes beschneiden und dreiunddreißig Tage soll die Frau wegen des vergossenen Blutes im Zustand der Reinigung bleiben. Sie darf nichts Geweihtes berühren und nicht zum Heiligtum kommen, bis die Tage ihres Reinigungszustands vorüber sind. Wenn sie ein Mädchen gebiert, ist sie zwei Wochen unrein wie während ihrer Regel. Sechsundsechzig Tage soll sie wegen des vergossenen Blutes im Zustand der Reinigung bleiben. Wenn die Tage ihres Reinigungszustands für einen Sohn ebenso wie für eine Tochter vorüber sind, soll sie ein einjähriges Schaf als Brandopfer und eine Felsentaube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen.

Das hört sich jetzt vielleicht recht archaisch an, doch eigentlich steckt dahinter nichts anderes als die Zeit des Wochenbettes. Das Wochenbett, auch Kindbett oder lateinisch Puerperium genannt, bezeichnet den 6- bis 8-wöchigen Zeitraum der Erholung, Regenerierung und Heilung nach der Entbindung. Immerhin ist so eine Geburt Schwerstarbeit für den weiblichen Körper. In den Tagen nach der Geburt kann es zum Beispiel noch zu Nachwehen kommen, die der Rückbildung des Uterus dienen. Die Muskeln des Unterleibes sind nach der Schwangerschaft noch schlaff und benötigen einige Monate, bis sie wieder in ihre alte Form zurückkehren. Dazu kommt der so genannte Wochenfluss, also die Ausschwemmung von abgestorbenem Material und Wundgewebe aus der Gebärmutter. (Quelle: frauenaerzte-im-netz.de) Da sind Ruhe und Zeit immer noch die besten Mittel. Es kann übrigens ernste Folgen haben, wenn Frauen diese Zeit der Ruhe nach der Geburt nicht gegeben wird. Schwäche des Beckenbodens und Inkontinenz gehören noch zu den harmloseren Sachen. Mit solchen Folgen vor Augen, stellen sich die Begründungen, mit denen man in verschiedenen Kulturen die Ruhezeit für Mutter und Kind sicherstellt, als weniger archaisch, sondern vielmehr sehr sinnvoll dar. Selbst wenn es „kultische Reinigung“ sein sollte.

Als gläubige Jüdin galt auch für Maria die Vorschrift der 40 Tage und da der geborene Junge, Jesus, ihr Erstgeborener war, musste er auch als Baby schon mit in den Tempel, um dort dargestellt zu werden. Die „Darstellung im Tempel“ (Lk 2, 22–40) geht auf einen anderen jüdischen Brauch zurück, nach dem jede männliche Erstgeburt als dem Herrn geweiht betrachtet wurde und mit einem Opfer von zum Bespiel zwei Tauben „frei gekauft“ wurde, um sein eigenes Leben leben zu können.  

Daran sehen wir, dass Mariä Lichtmess, wie alle Festtage, die wir in der katholischen Kirche feiern, wirklich biblisch ist. Auch die Tradition der Lichterprozession und Kerzenweihe kann als biblisch fundiert bezeichnet werden. Der alte Simeon bezeichnet Jesus nämlich in seinem begeisterten Hymnus in Lukas 2, 29–32 als „Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel“.

Zur Erinnerung an diese Metapher weiht ein Priester an diesem Tag den Kerzenbedarf des Jahres und ich habe dies zum Anlass genommen, meine Kerzen dieses Mal selbst zu gießen. Wie ihr das ganz einfach selbst machen könnt und dafür nur Gegenstände braucht, die ihr sowieso im Haus habt, das habe ich schon einmal in einem Blogpost mit Fotos beschrieben. Jetzt habe ich ein ausführlicheres und einfaches Tutorial für euch aufgenommen:  

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Nun wünsche ich euch viel Spaß mit euren eigenen, selbst gegossenen Kerzen und freue mich auf eure Kommentare und Erfahrungen zum Kerzengießen oder Kerzenziehen.

Gerne könnt ihr mir auch Gebetsanliegen in die Kommentare schreiben. Wenn wir füreinander beten, können wir auch Licht für die Welt sein.

Kommentare

  1. Danke für die schöne Erklärung des Festes. Und gesegneten Festtag!

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    1. Und dabei habe ich die ganzen Bauernregeln und die Bedeutung des Tages für das landwirtschaftliche Jahr vergessen. Einschließlich der Tatsache, dass an diesem Tag Dienstverhältnisse begonnen, verlängert oder beendet werden konnten. Mitsamt ein paar Tasten Urlaub. Weil die Arbeit auf den Feldern noch mehr oder weniger geruht hat.

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