Fastenzeit 2023: ...und alles auf Anfang


"Am Aschermittwoch ist alles vorbei" heißt es in einem alten Karnevalsschlager. Für mich ist es fast jedes Jahr anders; ich nehme den Aschermittwoch als Startschuss, um mein Leben innerlich und äußerlich wieder auf die Reihe zu bekommen. Fastenvorsätze wirken irgendwie nachhaltiger als Neujahrsvorsätze bei mir. Vielleicht weil es uns die Kirche wirklich einfach macht, indem sie einige wenige konkrete Regeln aufstellt, zwischen denen wir uns wie zwischen Leitplanken entspannt bewegen können. So gelten Aschermittwoch und Karfreitag als strenge Fast- und Abstinenztage, an denen gesunden erwachsenen Menschen eine sättigende Mahlzeit sowie der Besuch des Gottesdienstes empfohlen wird (siehe auch YOUCAT, Nr. 345). Für die restlichen Werktage der Fastenzeit wird traditionell der Verzicht auf Fleisch empfohlen. Wenn man all diese Empfehlungen in einem historischen Kontext betrachtet, fällt die Stimmigkeit mit dem bäuerlichen Jahr auf, denn die Fastenzeit fällt meistens zusammen mit jener Zeit im Jahr, in der früher der größte Mangel an Nahrungsmitteln herrschte. Diese "Hungerperiode" war nicht, wie vielleicht mancher vermutet, die Zeit um die Wintersonnenwende, da wegen der Festlichkeiten zu dieser Zeit die Vorratskammern extra gut gefüllt wurden. Danach und besonders im Februar und März waren die Vorräte dann aufgegessen und da in Garten und Feldern in diesen Monaten erst noch gesät und vorbereitet wurde, waren die zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel naturgemäß sehr begrenzt. Hier zeigt sich meiner Meinung nach wieder einmal die Stimmigkeit zwischen Lebensrealität der Menschen und kirchlichem Brauchtum. 

Natürlich bedeutet Fasten im christlichen Sinne immer mehr als eine reine diätetische Anstrengung oder das metaphysische Kaschieren eines materiellen Mangels. Fasten soll uns bewusst machen, wie gut wir es materiell haben, in welche bequemen Zeiten wir leben und es soll uns innerlich aufwecken, damit wir nie vergessen, dass die äußerlichen Bequemlichkeiten nicht alles sind und dies hier auf Erden nur eine Zwischenstation auf der Reise in den Himmel ist. "Wieder neu bewusst leben" ist jedes Jahr einer meiner Hauptvorsätze für die Fastenzeit und dies gilt sowohl für die äußerlichen Dinge wie Nahrung und Kleidung,  aber vor allem für die Pflege meiner Beziehung mit Gott. Wie zu jeder guten Beziehung gehört auch dieser das Gespräch und in der Gottesbeziehung heißt das verstärktes Gebet und Bibellektüre. Klingt alles nicht neu? Aber die wichtigen Dinge im Leben sind nun mal nicht neu, sondern altbekannt und nur durch die eigene Anwendung macht man sie sich zu eigen, so dass sie für einen selber neu und aktuell werden. 

Im vergangenen Jahr habe ich für all diejenigen, denen das Aufschreiben und Abhaken in Listen eine zusätzliche Motivation gibt, einen Fastenzeitplaner "7 Wochen näher" zum Download entworfen. 

Kommentare

  1. Weniger essen, mehr beten: Ich empfinde das immer neu als gutes Training des geistlichen Lebens.

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