Die Volkskirche stirbt. Und wo bleibt das Gottvertrauen?

Es vergeht kein Tag ohne Katastrophenmeldung derzeit. Nicht nur der weltweite Gesundheitszustand gibt Anlass zur Sorge, auch der Zustand der katholischen Kirche in Deutschland macht manchen Beobachter "mütend", wie es in einem Artikel des (in)offiziellen Internetportals der DBK zu lesen stand. Abgesehen von dem lustigen Neologismus macht mich die Stimmung dahinter traurig. Die Verzweiflung, die Frustration darüber, dass es nicht so schnell voran geht, wie die Betreffenden dass gern hätten, ist mit Händen zu greifen. 

Versteht mich bitte nicht falsch. Frustration, Müdigkeit, Wut und Ungeduld sind menschliche Emotionen und daher verständlich. Andererseits sind gerade diese Emotionen eine große Versuchung zu einer Sünde, die da heißt: "Ich verlasse mich nur auf meinen eigenen Verstand, lasse mich nur von meinen Emotionen, meinen Wünschen leiten und baue danach mein Leben und schließlich auch meine Gottesvorstellung." 

Wenn ich höre, wie Sätze angefangen werden mit den Worten: "In meiner Kirche...." oder "In einer Kirche, wie ich sie mir wünsche..." würde ich am liebsten laut  rufen: "Es ist nicht deine Kirche. Es ist auch nicht meine  Kirche. Es ist seine Kirche!"  Ja, er hat uns in diese, seine Kirche hinein gerufen, wir sind Teil von ihr, aber das gibt uns nicht das Recht, sie nach unseren, egoistisch menschlichen Vorstellungen umzubauen und Gott zur Seite zu schieben. Doch genau dies geschieht jetzt wieder, besonders in dem medial viel beachteten Synodalen Weg und anderen Forderungen. 

Aber machen wir uns nichts vor. Die Versuchung, die eigenen Wünsche und Vorstellungen wichtiger zu nehmen als Gottes Worte und Gebote, gab es zu allen Zeiten, es ist die Ursünde schlechthin. Die Bibel gibt beredtes Zeugnis davon, dass es den Israeliten so ging, genau wie später den Aposteln und den ersten christlichen Gemeinden. Die Briefe von Petrus, Paulus und anderen Aposteln sprechen da Bände. Diesen und andere Gedankenblitze kamen mir bei der Lektüre der Hadassa-Trilogie von Francine Rivers und beim Schauen der aktuellsten Folgen der bekannten Serie "The Chosen". Hier sieht man besonders schön die unterschiedlichen Persönlichkeiten mit denen die Apostel auf- und aneinander gerieten. Schon damals hatte jeder seine eigenen Vorstellungen und Vorgehensweisen und bei den meisten war der Mund schneller als die Tat. Ich sag nur Karfreitag. Selbst nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt würde es ja nicht wirklich besser. Klar, sie beteten und bekamen die Unterstützung des Heiligen Geistes, aber sie waren dennoch dieselben Menschen und auch wenn sie und "alle, die der Geist ihrer Gemeinde hinzugefügte" (Apg. 2,47), fortan "nicht mehr zu der Welt gehörten", so lebten sie doch immer noch in der Welt. In Gesellschaften darüberhinaus, die in mancher Hinsicht gar nicht so verschieden von unserer heute waren. Und bevor mir jetzt jemand mit der Sklaverei und anderen gesellschaftlichen Missständen der Antike kommt, erwidere ich, dass mir der Umgang mit ungewollten Kindern (Abtreibung, zum Sterben aussetzen), Homosexualität (Lustknaben, meist in Verbindung mit Sklaverei und sexuellem Missbrauch) und Sterbehilfe (Schirlingsbecher) als Parallelen zu heute reichen. Tatsächlich fielen ja die ersten Christen dadurch auf, dass sie all diese allgemein akzeptierten Lebensweisen nicht mittrugen. Auch wurden sie von ihrer Umwelt deswegen angefeindet, verspottet, der Engherzigkeit geziehen und doch, insgeheim, um ihren starken Glauben bewundert. Doch ich schweife ab...

Eigentlich sollte es ja darum gehen, wie ich damit umgehe, die vielen Baustellen in der katholischen Kirche zu sehen, um die Verfehlungen ihrer Hirten zu wissen und gleichzeitig vor dem zelotischen Eifer eines Synodalen Weges zurück zu schrecken. Es ist tatsächlich nicht leicht angesichts eines solchen Berges an Schwierigkeiten nicht zu verzagen oder ungeduldig zu werden. Doch mit Eile und Ungeduld schüttet man nur das Kind mit dem Bade aus und fügt dem mystischen Leib Christi weitere Wunden hinzu. 

Mit jedem Jahr das vergeht und in dem sich scheinbar nichts bewegt, die Forderungen jedoch immer gleich bleiben, halte ich mich an dem einen Satz Jesu fest: "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen." Es ist seine, Gottes, Kirche!!! Wie schon oben erwähnt, dürfen wir Teil seiner Kirche, seiner Familie sein,  doch wenn wir wirklich glauben, sollten wir nie vergessen, dass Gott selbst eigentlich die Hand am Ruder hat und überdies immer einen größeren Überblick hat als wir je könnten. 

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