Nimm mein Ja

Große Ereignisse werfen gerne große Schatten voraus. Dem Weltjugendtag geht in der Regel sogar eine ganze Woche in einer ausgewählten Diözese des Gastgeberlandes voraus, um den jungen Pilgern einen Einblick in das Leben der Menschen vor Ort zu geben.  In wenigen Tagen wird das  weltweit größte Treffen katholischer Jugendlicher in Panama und damit zum ersten Mal in Mittelamerika stattfinden. Durch die räumliche Nähe haben dann auch Jugendliche aus Südostasien und den Pazifikstaaten eine größere Chance zu diesem Jugendtreffen zu kommen. Das Motto lautet „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38) und die Hymne, deren Text sich wie üblich daran orientiert, wurde bereits in den ersten 48 Stunden nach Veröffentlichung mehr als 100.000 Mal angeklickt. Die deutsche Fassung kommt diesmal aus Augsburg, wurde von dem bischöflichen Portal "credo-online" in Auftrag gegeben und von dem Musiker Raphael Schadt komponiert und getextet.

Die Magd des Herren sein - Geht das auch für Männer?

Manche mögen ihre Schwierigkeiten mit dem Motto dieses Weltjugendtages haben. Besonders von jungen Männern habe ich die Frage gehört, wie sie sich mit der Aussage der Gottesmutter "Ich bin die Magd des Herrn" identifizieren sollen.

Tatsächlich geht es hier nicht um eine genderspezifische Ein- bzw. Ausgrenzung. Vielmehr können wir von dem jungen Mädchen aus dem Nazareth lernen, unsere eigenen Pläne ohne zu Zögern hintanzustellen, wenn Gott kommt und einen eigenen Plan mit uns hat. Das mag nicht unseren Zielen und Wünschen entsprechen. Maria hatte sich ihr Leben bestimmt auch ganz anders vorgestellt. Heiraten wollte sie zwar schon, weil das damals in der Antike gesellschaftlich unabdingbar war. Da unterscheidet sich das antike Frauenbild nicht so sehr von dem patriarchalen System, das auch heute noch Frauen in Teilen der Welt unter die Vormundschaft eines Mannes stellt, sei es Vater, Bruder oder Ehemann. Das eigene Leben selbstverantwortlich zu gestalten, geht da nur in dem Rahmen, den das männliche Verständnis vorgibt. Dazu gehört auch die Bestimmung über die eigene Sexualität und deren Ausleben bzw. bewusstes Nicht-Ausleben "um des Himmelreiches willen". Das gab es damals eben sehr wohl schon, wenn auch meistens nur in der Priesterkaste und zeitlich begrenzt. Schon in der Bibel wird aber ein lebenslanger Verzicht auf die Ehe und damit verbunden, auf die ausgelebte Sexualität, als erstrebenswert genannt, zumindest für diejenigen, die um des Himmelreiches willen dazu berufen sind. Dies ist in Matthäus, 19,10-12 nachzulesen: "Da sagten seine Jünger zu ihm: Wenn das Verhältnis des Mannes zur Frau so ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer es erfassen kann, der erfasse es."

Also, Maria wird so ihre ganz eigenen Pläne gehabt haben, als da plötzlich der Engel in ihr Leben platzte und ihr mitteilte, was Gott sich mit ihr vorstellen könnte. Und ihre Reaktion auf dieses Angebot ist das, was sie nun so einzigartig macht und was sie vor allem von jedem Einzelnen von uns, auch von den Männern, unterscheidet. Sie sagt nämlich nicht: "Sorry, Engel, ich hab Gott zwar ganz doll lieb, aber ich hab so meinen eigenen Plan, wie ich ihm das zeigen möchte." Stattdessen sagt sie: "Ich hab zwar keine Ahnung, wie das laufen soll und was auf mich zukommt. Aber ich vertraue Gott. Er wird das schon richtig machen und deswegen kann ich 'Ja' sagen zu seinem Plan für mich. Ich kann die Kontrolle über mein Leben abgeben, weil ich weiß, dass Gott es grundsätzlich gut mit mir meint."

Es ist genau diese Haltung, die uns heutigen Menschen so schwer fällt. Krampfhaft wollen wir die Kontrolle über alles, besonders über unser eigenes Leben behalten. Wenn wir Fehler machen, sollen es unsere eigenen Fehler sein. Misstrauisch klammern wir uns an die Kontrolle über unser Leben und sehen doch Tag für Tag, wie wenig wir tatsächlich kontrollieren können. Natürlich wäre es falsch, jetzt in eine totale Verantwortungslosigkeit umzuschlagen. Total Laissez-faire in den Tag hinein zu leben, das Geld zu verschleudern, nach dem Motto "der liebe Gott sorgt schon", ist nicht das Verhalten der Gottesmutter. Vielmehr können wir von ihr ein verantwortungsvolles "arbeite, als ob alles von dir abhinge und bete, als ob alles von Gott abhinge" lernen. Ein Grundvertrauen behalten und im richtigen Moment loslassen können. Sich selbst dabei nicht so wichtig nehmen und auch andere etwas gelten lassen können. Diese Demut im guten Sinne ist eine Lebenshaltung, die wir von Maria, die Gottesmutter wurde und dabei Jungfrau blieb, lernen können. Wir alle, Männer und Frauen, denn Demut und Vertrauen sind nicht an ein Geschlecht gebunden.



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