Gott ist ein Baby?!

Überlegungen zu Epiphanie

Landläufig wird der 6. Januar als Dreikönigstag bezeichnet. Es ist ein christlicher Feiertag, der besonders in den Ländern katholischer Prägung begangen wird. Offizieller Titel dieses 12. Tages nach Weihnachten ist "Hochfest der Erscheinung des Herrn". Als Kind hat mich dieser Titel immer eher verwirrt. "Erscheinen", das hatte ihn meinen kindlichen Vorstellungsvermögen etwas mit physischer Sichtbarkeit zu tun, jemand erscheint irgendwo, d.h. er kommt irgendwohin, steht womöglich vor einem, man kann ihn sehen. Gott ist unsichtbar. Allein das ist für viele Menschen schon mal ein Hindernis. Gott ist unsichtbar und dadurch vielfach auch unvorstellbar. 

Wie kann ein solcher Gott "erscheinen"?
Vielleicht steht uns aber auch nur unsere Vorstellung, wie ein Gott zu erscheinen hat, im Weg. Weil diese Vorstellungen immer mehr von den neopaganen Interpretationen der Comicverfilmungen und Fantasyromane geprägt ist. Ein "Gott" ist gewaltig, hat Macht über die Naturgewalten und erscheint immer augenfällig und mit explosiven "special effects". 

Unser Gott, der in der Torah der Juden, unserem Alten Testament, als "Ich bin da" offenbart, erscheint zur Zeitenwende als kleines, armes, Baby. Das in einem Stall statt im Haus geboren wird und in einer Futterkrippe statt in einem gemütlichen warmen Bett liegt. Das ist nicht niedlich, das ist noch nicht mal vernünftig. Das ist armselig und für einen Gott, der die Bezeichnung "allmächtig" verdient, schlicht dumm. Und doch ist es genial, wenn man weiß, dass es unserem Gott zuallererst auf die Liebe ankommt. Und kleine Kinder sind so sehr die Verkörperung unseres Bedürfnis nach Liebe. Sie verkümmern oder sterben, wenn sie nicht geliebt und umsorgt werden. Vor einem kleinen Kind braucht man keine Angst zu haben. Fast jeder Mensch begegnet einem kleinen Kind mit Offenheit, ohne die Schutzmauern, die wir im alltäglichen Umgang miteinander oft errichtet haben. Im Umgang mit einem kleinen Kind stellen wir auch unseren Egoismus hinten und zeigen uns selbstlos und besorgt um das Wohl des anderen. Ja, das tun auch Menschen, von denen wir das allerletztes denken würden. 
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Was können wir also von den Festtagen nach Weihnachten "Heilige Familie", "Erscheinung des Herrn" und "Taufe des Herrn" mitnehmen? 

Was hast du in diesem,  so besonderen Jahr an diesen Festtagen für dich gelernt? 

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