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Hoffnung in interessanten Zeiten

Ein Blick auf Tolkiens Begriff „Estel“ und seine Bedeutung für unsere Welt  Gerade in diesen Zeiten der Unsicherheit und des Wandels ist es wichtig, die Hoffnung nicht zu verlieren. Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn man sich mit den Schlagzeilen dieser Tage konfrontiert sieht.  Wie so oft hilft ein Blick in die Literatur: J.R.R. Tolkien, ein Philologe und Professor für englische Sprache mit einer tiefen Leidenschaft für die Erschaffung von Sprachen und Mythologien und nebenbei der berühmte Autor des „Herrn der Ringe“ und des „Hobbit“, hat in seinen Werken einen besonderen Begriff für Hoffnung geprägt: „Estel“. Dieser Begriff stammt aus einer seiner erfundenen Sprachen, dem Sindarin, und bedeutet eine tiefe, innere Hoffnung, die in den schwierigsten Zeiten durchscheint. In „Der Herr der Ringe“ und anderen Geschichten von Mittelerde spielt „Estel“ eine zentrale Rolle. Es ist die stille Kraft, die wie ein unterirdischer Fluss die Handlung begleitet und die Helden antr...

Filmidee zu "Das fremde Kind" von Gertrud von Le Fort - Teil 3

Fortsetzung von Teil 2 . . . .  Szene 6.1 Terrasse des Hauses, außen, Tag, Frühjahr, sonnig Jeskow sitzt in seinem Rollstuhl auf der Terrasse. Er hält sich gerade, doch sein ganzer Körper drückt Unbehagen aus. Mit einem Mal schlägt er mit der geballten Faust auf die Armlehne seines Rollstuhls.  " Krüppel " zischt er zwischen dem Zähnen hervor. In der anderen Hand hält er einen kleinen Gegenstand. Zoom der Kamera: wir sehen eine Auszeichnung aus dem Zweiten Weltkrieg.  " Nutzloser Feigling " bricht es voller Selbsthass aus ihm heraus.  Szene 6.2 Daselbst Das Kind kommt durch das Gartentor gesprungen. Der lederne Ranzen tanzt ebenso fröhlich auf ihrem Rücken wie ihre Zöpfe. Sie läuft auf Jeskow zu und lässt einen kleinen Strauß Schlüsselblumen in seinen Schoß fallen. Dann umarmt sie den im Rollstuhl sitzenden Mann und läuft durch die Terrassentür ins Haus.  Jeskow nimmt eines der Blümchen in seine Hand, betrachtet es und erinnert ...

Filmidee zu "Das fremde Kind" von Gertrud von Le Fort - Teil 2

Fortsetzung von Teil 1 . . . Szene 4.1 Wohnung, innen, morgens. Die Tür öffnet sich und mit der Frau betreten wir ein kleines Wohnzimmer. Auf der Fensterbank stehen einige alte Fotos in kleinen Rahmen, davor steht ein Tisch mit drei Stühlen. An der gegenüberliegenden Wand steht etwas abgewetzte Couch, die offensichtlich auch als Schlafstätte benutzt wird; es sind ein verdrücktes Kissen und eine aufgeschlagene Bettdecke zu sehen. Dazwischen sitzt ein Mann bereits angezogen und blickt der Frau ruhig entgegen. Er lächelt nicht und es liegt ein leicht angespannter Zug um seine Mundwinkel. Der Mann ist schlank, wenngleich nicht so durchtrainiert, wie er einmal war. An der aufrechten Haltung seines Kopfes und Oberkörpers erkennt man den ehemaligen Soldaten. Die Hände liegen gefaltet in seinem Schoß. Die Frau geht auf ihn zu und grüßt ihn, wobei sie sich bemüht, ihrer Stimme einen heiteren Klang zu geben: "Guten Morgen, Jeskow. Es ist so ein schöner Morgen. Wollen wir heute einma...

Das fremde Kind - Eine Erzählung über Versöhnung

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Von allen Erzählungen Gertrud von Le Forts ist "Das fremde Kind" eine meiner liebsten. Die 1961 erstmals erschienene kleine Geschichte gehört zu ihrem Spätwerk. Ungewöhnlich ist, dass hierin zum ersten Mal nicht in die weitere Historie zurück gespiegelt wird, sondern die Handlung klar erkennbar in Deutschland und zwischen 1900 und 1945 spielt. Lediglich die Ortsnamen sind fiktiv oder vage angedeutet, ein Bezug zur Biographie der Autorin ist jedoch klar erkennbar.  Thema ist das plötzliche Ende einer ganze Epoche. Der Übergang von der Monarchie, mit Adel, Grundbesitzern und Bildungsbürgertum zu einer Demokratie, die all das zu verachten schien und den Fokus bewusst auf die Arbeiter legte. Zudem wurde dieser Wechsel mit Ende des Ersten Weltkriegs herbeigeführt. Vielleicht waren diese beiden grundlegenden gesellschaftlich-politischen Brüche zu viel, zu rasch und auch zu schonungslos für manche Menschen. Wie in Margaret Mitchells berühmtem Roman "Vom Winde verweht" wird...

Filmidee zu "Das fremde Kind" von Gertrud von Le Fort - Teil 1

Bei der Beschäftigung mit dem Thema Drehbuch habe ich gelernt, dass man die Handlung zunächst auf maximal zwei Sätze zusammenfassen können sollte, in denen der zentrale Konflikt schon anklingt. Für die Filmidee zu "Das fremde Kind" klingt die Zusammenfassung wie folgt: Eine Frau rettet ein kleines jüdisches Kind vor der Deportation und bezahlt dafür mit ihrem Leben. Ihr Freund nimmt sich des fremden Kindes an und findet darin Sühne für im Weltkrieg begangene Schuld. Eröffnungsszene Man sieht einen Park im herbstlichen Dämmerlicht. Schemenhaft sind Bäume, Rasen und Büsche zu erkennen. Eine Gruppe Kinder kommt mit ihren Laternen, die ihr flackerndes Licht werfen, die Kinder selbst bleiben schemenhaft. Leise hört man ihre Schritte knirschen und den kindlichen Gesang  " Brenne auf, mein Licht, brenne auf, mein Licht. Nur meine liebe Laterne nicht. " Die Kinder entfernen sich langsam mit flackernden Laternen. Plötzlich zerreißt ein Schuss die Idylle.   ...

Wer schreibt mit mir ein Drehbuch?

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich Erzählungen oder Romane von Gertrud von Le Fort lese, dann startet direkt das Kopfkino. Die Szenen und Dialoge sind derart anschaulich und farbig geschildert, dass man sich zurückversetzt fühlt in die Zeit prächtiger Paläste, opulenter Roben und rauschender Feste. Man sieht selbstlose Liebe, aber auch eiskaltes Machtkalkül und immer auch ein Ringen um tiefe philosophische und religiöse Fragen. Eigentlich ideale Stoffe für die darstellenden Künste. Georges Bernanos und Francis Poulenc haben das ebenso verstanden, wie Pierre Goursat. Tatsächlich ist aber "Die Letzte am Schafott" das bisher einzige Werk Le Forts, das dramaturgisch aufgearbeitet wurde. Nicht einmal ihr bekanntestes Werk "Das Schweißtuch der Veronika" oder die Fortsetzung "Der Kranz der Engel" haben es auf Bühne oder Leinwand geschafft. Dabei wären solche Adaptionen gerade in der heutigen Zeit, die sehr audiovisuell geprägt ist, ein besonders geei...

Ferienlektüre

Da sich meine Urlaube in diesem Jahr eher in mehrere Kurztrips aufteilen werden, gestaltet sich auch meine Ferien-Leseliste eher kurz. Allerdings mit einem deutlichen Schwerpunkt. Ich habe mich nämlich wieder auf das Erbe der vor wenigen Jahren verstorbenen Renate Krüger besonnen und den damit verbundenen Auftrag, das Werk Gertrud von Le Forts ins 21. Jahrhundert zu tragen. Am Wochenende geht es mit dem besten Menschenkind von allen mal wieder in die Niederlande. Ich packe also meinen Koffer und nehme mit: Der Kurier der Königin Einen historischen Roman aus der Zeit Ludwig XIII, der 1927 unter dem Pseudonym Petrea Vallerin erschien.  Das Gericht des Meeres  Wenn man nach starken weiblichen Hauptfiguren sucht, wird man fast immer bei den vielen Erzählungen Gertrud von Le Forts fündig.  Das fremde Kind Die einzige Erzählung Gertrud von Le Forts, die nicht historisch gespiegelt ist, sondern tatsächlich im 20. Jahrhundert spielt. 1961 erschienen verarbeitet die Dichter...

Ein Schatz ganz nach meinem Geschmack

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kam vor einigen Tagen mit der Post an. Manchmal bringen die sozialen Medien tatsächlich Menschen über Generationen und Kilometer hinweg zusammen. So bedanke ich mich von ganzem Herzen bei der verehrten Dr. Renate Krüger, Schriftstellerin aus Mecklenburg, die mir einen Teil ihrer Le-Fort-Sammlung anvertraut hat. Ich werde diese Bücher immer in Ehren halten als langen Schatten der Grande Dame der katholischen Literatur.

Gertie gratuliert: Navid Kermani

"Ein Friedenspreisträger soll nicht zum Krieg aufrufen. Doch darf er zum Gebet aufrufen", sagt der Schriftsteller und Orientalist am Ende seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels. --> Weitere Infos u.a. auf katholisch.de Vielleicht braucht es diesen Blick von außen, den Blick des Anderen, des Ungläubigen, damit wir selbst die Schönheit und den Reichtum unserer Kultur und des Christentums überhaupt wieder entdecken. Und deshalb: Danke, Navid Kermani!

Leseliste zur Buchmesse 2015

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Dreimal Gott: In Seinem Wort, in der Kunst, in der Erfahrung. Alle drei Bücher werden hier noch ausführlicher vorgestellt, also bleibt dran.

Arthur Maximilian Miller über Gertrud von le Fort

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" Eine Gestalt von kleiner Statur, in ein schlichtes, vornehmes, graues Kleid gehüllt, aus dessen leicht gebauschten Ärmeln ihre zierlichen Unterarme und Hände hervorkamen, die fast etwas Kindliches hatten. Das geistvolle Gesicht mit der adeligen Nase, der hohen Stirn, den feinen, empfindsamen Zügen zwischen den starken Brauen, von einer hochfrisierten Wolke silbernen Haares umgeben, der Mund von pretiöser Entschiedenheit. Das ganze Haupt wie das gesammelte Bildnis einer langen Reihe adeliger Geschlechter, die hier noch einmal die Essenz ihres Geistes ausgegossen hatten. Das Seltsamste aber waren die Augen, die eine graue, kristallartige Helle ausstrahlten und wie von einem lichten Ring umgeben waren. Man sah in sie hinein, ohne irgendwie darinnen Halt zu finden, sie sprühten weder von Feuer noch leuchteten sie vom wärmenden Glanz der Seele, sie hatten etwas Unberührbares und Unbegreifbares. Sie waren nicht forschend und durchdringend, wie ich geglaubt hatte, auch nicht warm ent...

Bilder einer Ausstellung

Eine Kurzgeschichte (Miriam Moißl, 2004) Rot, grün, blau, gelb, rot, grün, blau, gelb – wie ein Kaleidoskop ziehen die Farben an ihm vorbei, ohne mehr zu hinterlassen, als flüchtige Impressionen. Auch Motive wechseln sich in schneller Folge ab – ein fröhlicher Blumenstrauß dort links, Pferde auf einer Wiese dort neben der Tür, sogar das düstere Panorama einer aufstrebenden Industriestadt ist zu sehen und natürlich fehlt auch das berühmteste Bild Edvard Munchs nicht, das in den knalligsten Farben die Verzweiflung der ganzen Welt hinausschreit. Seit einem Monat kommt er Tag für Tag in die Ausstellung, immer um dieselbe Zeit, um 16.00 Uhr und geht durch die klimatisierten Räume, auch dies immer auf dieselbe Weise: zuerst bist ganz nach hinten durch, um sich dann gewissenhaft nach vorne durchzuarbeiten. Natürlich fingen meine Kollegen irgendwann an zu tuscheln über diesen älteren Herrn, der jeden Tag hierher kommt, um sich eine Kunst anzusehen, die aus einer sehr rebellischen Jugendhalt...

Sommerlektüre! Das Farnese-Komplott

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Dass unser aller geschätzte Elsa Laska nicht nur die Blogger - Godmother, sondern sich unter ihrem Klarnamen auch als Krimi Autorin betätigt, hat sie durch einige Kurzkrimis in Anthologien unter Beweis gestellt. Jüngstes und abendfüllendes Beispiel ist das "Das Farnese-Komplott", welches Material aus einer älteren Blog-Novela verwendet und doch ein neues, komplett eigenständiges Werk geworden ist. Als der ehemalige Romkorrespondent Manfred Moorstein spurlos verschwindet und wenig später tot aufgefunden wird, machen sich seine Nachfolgerin Krista Winter und Monsignore Lorenzo Emilio Farnese, zusammen mit dem vatikanischen Gendarmen Ispettore Gabriele Cairo an die Ermittlungen, da der Fall von den italienischen Behörden recht schnell als Unfall deklariert wird. Der umfassend gebildete, weltgewandte Geistliche aus alter römischer Familie und die schlagfertige deutsche Journalistin, darum bemüht, die Fußstapfen Moorsteins auszufüllen,  bilden ein ziemlich spannendes Duo, dem ...

Johnny Designed - ein Jugendroman der besonderen Art

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„Es fehlen spannende Geschichten, bei denen Aspekte der katholischen Lehre mühelos aufgenommen werden können“. Dies sagte die Autorin Veronika Grohsebner in einem Interview mit der online-Zeitung kath.net . Diese Lücke versucht Grohsebner mit ihren Werken zu schließen. Die Wiener Autorin schreibt über christliche Glaubensthemen und verbindet diese mit einer spannenden, actionhaltigen Handlung. Am bekanntesten ist wohl die Trilogie um den Agenten und Priester Alan Jason: "Aus der Tiefe", "Zum Tode verurteilt" und "Geprüft im Feuer". Ihr neuestes Buch „Johnny Designed“ behandelt dabei das heiße Eisen der katholischen Morallehre in den Aspekten Sexualethik und Lebensschutz. Der 16jährige Wiener Gymnasiast Johnny Geißler - intelligent, sportlich und gutaussehend - ist der angesagte Typ der 6A. Als er den 10jährigen Theo Haselbach vor einige Rowdies beschützt, soll dies seine Überzeugungen gehörig ins Wanken bringen. Denn Theo ist ein Kind mit Down Syndro...

Varenka

Eine meiner liebsten Wintergeschichten ist "Varenka", eine russische Geschichte, die ich aus einer Nacherzählung in meinem alten Kinderbuch kannte.  Vor langer Zeit lebte in den weiten Wäldern Russlands eine Witwe. Sie hieß Varenka. Ihr kleines Haus stand tief in den Bäumen, wo selten jemand hinkam. Es war ganz aus Holz gebaut. Varenka hatte alles, was sie brauchte: einen Tisch, Stühle, Kästen für Brot und Käse und Geschirr. In der Ecke hing eine Ikone und Varenka sorgte immer für frische Waldblumen. Nachts schlief sie, wie alle einfachen Leute in Russland, auf dem warmen Ofen. Varenka lebte zufrieden in ihrem kleinen Haus.   Doch eines Tages kam eine Gruppe Leute zu ihr. In großer Aufregung riefen sie: »Varenka, wir sind in Eile! Im Westen wütet ein schrecklicher Krieg. Die Soldaten kommen jeden Tag näher. Pack deine Sachen zusammen und fliehe mit uns, bevor dir etwas zustößt!« Varenka erschrak. Krieg! Soldaten! Angst ergriff sie. Dennoch sagte sie zu den Leute...

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"Sicherheit, ja ja. Und ich sitze hier fest", brummte der Junge vor sich hin, während er verbissen an dem neuen Leisten herumschnitzte. Eigentlich war es gar nicht so schlecht hier, sinnierte er weiter. Aber ach, wenn er doch nur noch viel mehr hätte lesen können in den letzten Jahren! Die Berichte der Seefahrer und Entdecker aus dem Geographieunterricht hatten ihn am meisten fasziniert. Kerpen dagegen war klein. Seine Welt bestand aus der Kirche, der Schule, nun der Werktstatt und hörte bei Vaters Weide hinter dem Neffelbach auf. Hier kannte er Jeden und konnte alles überschauen. Wie das wohl war, wenn rings um einen herum nur noch Wasser war, die endlosen Wellen wogten? Über die Jahre war ihm auch der Bücherschrank des verehrten Lehrers zu klein geworden. Aber der Pfarrer hatte ihm auch hin und wieder eine Schrift über einen Missionar in fernen Ländern zugesteckt, wenn er in der Frühmesse gewesen war. Da waren die nebligen Täler und Wiesen für ihn verschwunden, der Horizont...

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Ja, der Vater. Der pflegte auch nicht viele Worte zu machen, wenn er ihn frühmorgens in den Stall mitgenommen hatte, um die Schafe zu versorgen, die behaglich vor sich hin blökten. "Die Schafe kümmert es nicht, ob einer gescheit zu reden versteht", sagte er oft, "sie wollen Hirten, die sie auf gute Weidegründe führen und sie gegen Wölfe und andere Gefahren verteidigen." Gerne erinnerte sich der Junge an die ruhigen Abendstunden, an denen er im Gras gelegen hatte, während der Vater auf seinen Stock gestützt, versonnen über die Auen des Neffelbaches in die Ferne geblickt hatte wie in eine unbekannte Zukunft. Jetzt war die Reihe an Wilhelm, mit dem Vater hinaus zu gehen. Oder durfte der große Bruder bereits allein einen Teil der Herde hüten? Vor Kurzem war die Zusage des Gutsherrn gekommen, dass Wilhelm die Nachfolge des Vaters in der Schäferei würde antreten können. Wilhelm ein Schäfer, er selbst ein Schuhmacher. "Das Handwerk ist ein ehrbares Werk" hatte de...

Gruselnovellen

Bevor der ehrenwerte Herr Capitano seine Drohung wahr macht und sich in seine offline -*grmpf*-  Schreibklause verzieht, empfehle ich nachdrücklichst die Lektüre seiner bisherigen Gruselnovellen. In geschliffenem Stil, mit viel Fachkenntnis der Kriegskunst des Mittelalters und überhaupt, sowie einer großen Portion Erzählkunst bilden diese drei Novellen die ideale Lektüre zur Jahreszeit. Die bisherigen Werke gehörigen zu einem Riesen-Epos - in Planung - über den edlen Ritter von Greifenburg. Aus der Reihe ›Der silberne Drache‹ sind auf des Capitano's (Nicht)Blog folgende Erzählungen zu finden. Bis 25.11.2013 zum online lesen oder als pdf-Download. Der Totengräber Der Ruf des Wolfes Stadt ohne Glauben Zusätzlich einige weitere Informationen zur Reihe: Die Burg Die Hauptpersonen Das Lied der Greifenburger

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"Mist, verd…!" Schuhmachermeister Meuser legte die Stirn in Falten, als er seinen jüngsten Lehrbuben am anderen Ende des Tisches unterdrückt schimpfen hörte. Den Fluch schien er sich gerade noch verbeißen zu wollen; "so ein frommer Junge", schmunzelte der Meister im Stillen. Allerdings war es an diesem Morgen bereits das fünfte Mal, dass der Junge beim Schnitzen des neuen Leistens mit dem Messer abgerutscht war. Irgendwie schien er nicht richtig bei der Sache zu sein. Er lies den Blick wohlgefällig, wenn auch milde besorgt an diesem Morgen auf dem braunen Haarschopf ruhen, der tief über den Schnitzklotz gebeugt war. Dass dieser hier stiller war als alle Lehrbuben zuvor, daran hatte sich der Meister inzwischen gewöhnt. Er schien nur dann ein wenig aufzutauen, wenn er wieder eines der Bücher fertig gelesen hatte, die er sich in großer Zahl aus der Bibliothek des Schulmeisters Statz borgte. Meist fand es der gute Kerpener Schuhmachermeister furchtbar trocken und er ver...

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[Auch Heilige und Sozialreformer waren mal klein. Versuch einer Annäherung an die Person Adolph Kolpings in Szenen und Schlaglichtern. Arbeitstitel/Label: Gutes vom Rhein] Huh, war das kalt. Der Junge, der die Tür des kleinen Häuschens hinter sich zuzog, schlug den Kragen seiner Jacke hoch, um sich wenigstens ein bisschen vor dem Wind zu schützen. Bald würde es schneien, das roch er. Der gute Meister Meuser mochte diese Jahreszeit, nicht nur wegen der bunten Blätter. "Der Herbst ist eine gute Zeit für uns Schuhmacher", sagte er oft und zwinkerte dabei vergnügt mit den braunen Augen. Nach Aussaat und Ernte brauchten die Bauern nicht selten neues Schuhwerk. Der Junge mochte den Winter auch, wenn auch eher aus dem Grund, dass dann die Abende länger waren und er sich öfter mit einem Buch in eine stille Ecke zurückziehen konnte. Letztes Jahr war er noch in die Schule des kleinen Ortes gegangen und als er nun das Gebäude passierte, blieb er wie jeden Morgen kurz davor stehen. Dr...