Alles Bio, nur in der Liebe nicht?

Vom 23. bis 26. Februar 2015 diskutieren die deutschen Bischöfe in ihrer Frühjahrs-Vollversammlung auch aktuelle Fragen zur kommenden Bischofssynode in Rom. Bestimmt geht es dabei auch um die hellsichtige Enzyklika "Humanae vitae" Pauls VI, auf die Papst Franziskus mit seinem vielzitierten "Kanickel-Ausspruch" erneut die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Weihbischof Florian Wörner, jüngster Teilnehmer in Hildesheim fand in einem Statement für die Tagespost vom 12.02.2014 ebenso klare wie einfache Worte zu einem besonders "heißen" Eisen aus dem Feld der katholischen Sexuallehre: Die Pille oder was so böse daran sein soll, wenn die Kirche empfielt, darauf zu verzichten?
Wir wollen im Supermarkt kein Fleisch aus Massentierhaltung. Es könnte ja mit Antibiotika belastet sein, fürchten wir. Und mit Pestiziden behandelte Lebensmittel wollen wir auch nicht. Alles muss heute „Bio“ und „Öko“ sein. Aber wenn es um die eigene Familienplanung geht, dann ist uns plötzlich jedes Mittel recht, auch chemische Verhütung – trotz der nicht zu unterschätzenden gesundheitlichen Folgen und Risiken für viele Frauen, die sich immer mehr abzeichnen. In Frankreich sind inzwischen bestimmte Präparate sogar verboten. Ich verstehe diesen Gegensatz nicht. Kann ihn mir jemand erklären? Was soll so schlimm an einer Familienplanung sein, wie sie damals Paul VI. den Ehepaaren nahelegte: Sie folgt den Gesetzen der Natur, entspricht eigentlich gerade dem Lebensgefühl vieler heutiger Menschen und ist nachweislich genauso sicher wie künstliche Verhütung. Ökologischer geht es eigentlich nicht. „Darüber habe ich in der Kirche noch nie etwas gehört“, hat mir neulich jemand erzählt. Und das scheint mir beim Blick auf die Ergebnisse der Familienumfrage auch leider kein Einzelfall zu sein. Haben wir da in den vergangenen Jahrzehnten nicht vieles in unserer Pastoral versäumt? Waren wir zu feige, war es uns unangenehm, dieses Thema in einer Gesellschaft, die ansonsten weithin „sexualisiert“ ist, aufzugreifen? Diese Frage müssen wir uns selbstkritisch gefallen lassen.
Einer, der sich ihr bewusst gestellt hat, war der selige Papst Johannes Paul II., mit dem ich aufgewachsen und groß geworden bin. Von 1979 bis 1984 hat er sich in weit über hundert Katechesen während der Generalaudienzen mit der „Theologie des Leibes“ befasst – mit dem also, was Mann und Frau ausmacht. Die Deutlichkeit mancher seiner Ansprachen hätte es dabei mit den Ratschlägen eines Doktor Sommer aus der „Bravo“ aufnehmen können.
Was der bald Heilige Johannes Paul II. damals seinen Zuhörern nahebringen wollte, war eine Sexualität, die den Menschen ohne weltfremde Prüderie zur wahren Freiheit führen kann. Weil sie sich aus der Leiblichkeit des Menschen von seiner Natur her erklärte. Ich war lange in der Jugendarbeit des Bistums Augsburg tätig und weiß: Diese Botschaft spricht auch heute junge Menschen an. Sie suchen durchaus eine moralische Orientierung für ihr Leben, die die Kirche uns auf der Grundlage des Evangeliums gibt. [...]

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