Selbstversuch mit Kopftuch

Warum versucht ihr es nicht mal in einer katholischen Kirche?

Die Schüler einer Schule in Magdeburg starten einen „Selbstversuch“, um herauszubekommen, „wie sehr sich die Leute über das Kopftuch aufregen und es immer noch nicht akzeptieren“. Eine junge Frau namens Pauline stellt sich als Versuchsobjekt zur Verfügung und zieht los. „Pauline geht mit Kopftuch duch die Straßen... Blicke, Kopfschütteln und sogar Kommentare kommen von Passanten, die sich in Paulines Umgebung unwohl fühlen“, sagt eine Stimme aus dem Off. „Man ist unter ständiger Beobachtung, als wäre man ein Schwerverbrecher, Pauline will sofort wieder zurück und das Kopftuch absetzen, da sie nicht mehr von anderen belästigt werden will.“
So meldete es Henryk M. Broder vor einem auf der "Achse des Guten". Die Bezeichnung "Gemeinschaftsblog" trifft es schon lange nicht mehr, wie ich finde, seit die Liste der Autoren immer länger wird. Im Grunde sind dort Glossen und Kommentare von Autoren versammelt, die anderorts wahrscheinlich an der Hürde der Political Correctness scheitern würden. Als oft erfrischende Stimme und Ort der freien Meinungsäußerung im medialen Einheitsbrei schätze ich die Achse durchaus, auch wenn ich natürlich nicht jede dort geäußerte Meinung teile.

Was ich allerdings teile, ist Broders sarkastische Sicht auf oben genannten und ähnliche Selbstversuche. Was mir bei dieser oder ähnlichen Aktionen verwöhnter Wohlstandskinder sauer aufstößt, ist der wehleidige Unterton. Sie wollen sich auf die Diskriminierung von Minderheiten aufmerksam mache, suchen sich dafür allerdings nur diejenigen Gruppen heraus, die am besten in ihr Weltbild passen und von denen am meisten Beifall zu erwarten ist. Die Probantin unter dem (moslemischen) Kopftuch bekam also Blicke, Kopfschütteln und Kommentare ab. Meine Herren! Da kann sie ja froh sein, dass sie nicht seit über 30 Jahren in meiner Haut steckt. Ok, der Vergleich ist jetzt ein bisschen unfair; Aussehen hängt halt immer von der DNA ab. Aber wenn ich mich von "Blicken und Kopfschütteln" brüskiert fühle, bekomme ich nur regelmäßig zu hören, ich solle "mich nicht so anstellen". Außerdem finde ich es so gar nicht mutig, den Selbstversuch als angebliche Muslima zu starten. Man bekommt doch heute eher Beifall, in diesem Bereich irgendwas zu machen. Mal was anderes wäre es, wenn sie für einen solchen Selbstversuch ihr Kopftuch in einer katholischen Kirche zu tragen. Während einer heiligen Messe; am besten im ordentlichen lateinischen Ritus und in einer Kirche, die in den 1960er Jahren erbaut wurden. Das wäre mal mutig.

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